Extrem lehrreich: „single variedad Rioja“

Spannendes Degustationspaket mit drei sortenreinen Weinen

3 x Rioja, 3 x 2016, 3 x total verschieden und untypisch! (Man beachte die Etiketten, welche nicht identisch sind, sondern den Blättern der Traubensorte entsprechen!)

Mit der Rioja verbindet man automatisch – und oft nur – die Traubensorte Tempranillo. Dabei sind auch weitere Sorten zugelassen, allein für die Rotweine sind es deren fünf, zur Tempranillo gesellen sich Garnacha, Graciano, Mazuelo und Matruana Tinta (für den Weisswein sind sogar neun Sorten zulässig).
Reinsortige Tempranillos sind aber immer noch häufig. Aber wer hat schon jemals einen Wein aus der Rioja versucht, der ausschliesslich aus einer der anderen Sorten gekeltert wurde?
Delinat bietet nun ein Degustationspaket an, welches genau das möglich macht – und es ist extrem spannend! Enthalte sind je 2 Flaschen der Sorten Maturana, Graciano und Garnacha.

Eine Degustation zeigte, wie unglaublich unterschiedlich die möglichen Sorten der Rioja sind, und damit natürlich auch, wie vielfältig die Möglichkeiten der Weinproduzenten (ich schreibe in der Rioja bewusst nicht „Winzer“) sind, den Stil ihrer Weine zu kreieren (einmal ganz abgesehen von der Holzwahl):

Maturana:
Kräftiges, Purpurrot; würzige Nase, Heu, Wacholder, Rosinen, Datteln; spürbare Säure, leicht trocknende, aber schöne Tannine, elegant, eher kurzer Abgang. Eigenständiger, fruchbetonter, eher „leichter“ Wein, der aber gefällt.

Graciano:
Dunkles Rot; Vanille, dunkle, getrocknete Frucht, dunkle Kirschen, Heidelbeeren (erinnert irgendwie an einen Blaufränkisch!); ausgewogen, eher tiefe Säure, etwas grobe Tannine, helle Töne im Mund, langer Abgang. Feiner, trinkfreudiger Wein, wäre mit etwas mehr Säure noch besser.

Garnacha:
Sehr dunkles, fast undurchdringliches Rot; Tabak, Rauch, dunkle Beeren; im Mund extrem dicht, fast zum „Abbeissen“, gute Säure, adstingierend, relativ kurzer, säurebetonter Abgang. Komplexer, kraftvoller Wein.

Fazit der Degustation: Jeder Wein für sich ist toll, auch wenn wohl keiner die Finesse und Eleganz eines ganz grossen Riojas aufweist. Allerdings sei erwähnt, dass die Weine nach einer ganzen Woche im Kühlschrank noch praktisch gleich mundeten, wie nach der Flaschenöffnung; sie haben also Potential!

Absolut spannend ist aber, wie unterschiedlich die in diesem Weinbaugebiet zugelassenen Rebsorten sind. Schade ist eigentlich nur, dass zum Vergleich nicht auch ein reinsortiger Tempranillo in diesem Paket enthalten ist.

Interessant war freilich auch, wie sich die Weine danach zum Essen verhielten. Es gab einen Rindsbraten, und wir bevorzugten dazu ganz eindeutig den Graciano! Keine Spur von fehlender Säure, dafür eine kongeniale Symbiose zwischen einem tiefgründigen Wein und dem Essen! Einmal mehr zeigt dieses Erlebnis, dass eine „klinische“ Degustation und das Geniessen zu einem Essen nicht unbedingt das gleiche Resulat bringen müssen!

https://www.delinat.com/weine/9149.42.html

Wenige Informationen zum Weingut
Zum Weingut selbst ist mir leider, ausser, dass es in Logrono, dem eigentlichen Zentrum der Rioja, beheimatet ist und biologisch arbeitet (logisch bei Weinen von Delinat), nichts bekannt, was nicht im Internet jedermann selbst recherchieren kann. Sollte ich es je wieder in die Rioja schaffen (mein einziger Besuch in dieser wundervollen Landschaft datiert aus dem Jahr 1990) wäre dieses Gut sicher auf meiner Besuchsliste:
https://www.delinat.com/weinlese-blog/zwei-winzerbrueder-rocken-die-rioja/
https://www.lascepasriojawine.com

Zu den drei Sorten:
Die Sorte Graciano (Monastrell Menudo) soll möglicherweise mit der Monastrell/Mourvèdre die gleichen Eltern teilen
https://glossar.wein-plus.eu/monastrell
was mir degustativ nicht so falsch erscheint. Dass die Garnacha = Grenache ist, dürfte bekannt sein, weniger hingegen, dass die Matuarna eines ihrer Pendants sehr nördlich findet, nämlich im französischen Jura mit der Trousseau noir.
http://www.vivc.de/index.php?r=passport%2Fview&id=12668


Ribera del Duero: auch preiswert kann gut sein!

Ein „Blindkauf“, der sich gelohnt hat

Ich liebe es, in Weinhandlungen herumzustöbern und mich vom Angebot inspirieren zu lassen. Einiges ist völlig unbekannt, und zuweilen probiere ich einfach mal aus und kaufe eine Flasche. Das ist nicht nur sinnlicher als Onlinekäufe, sondern auch insofern besser, als man nicht gleich einen 6er-Karton kaufen muss. (Ganz generell: ich kaufe fast nie mehr mehrere Flaschen von einem Wein, den ich nicht degustieren konnte). Solche Blindkäufe, zumal im preislich vernünftigen Bereich, enden zwar oft in einer Enttäuschung; aber das ist Lehrgeld im guten Sinne. Manchmal aber ist es auch lohnend:

Letzte Woche stöberte ich also im Mövenpick in Winterthur, einem etwas versteckt liegenden Laden, der aber schön angelegt ist und aussergewöhnlich gutes Personal beschäftigt. Beim Stöbern ist mir eine Flasche Ribera del Duero aufgefallen, eine Crianza zwar „nur“, aber für unter zwanzig Franken, und erst noch biologisch produziert.

torremilanos
Sehr überzeugend und „preiswert“: der biologisch-dynamisch produzierte „Torremilanos“

Heute Abend haben wir den Wein probiert – und er war sehr überzeugend. Sogar meine Frau, eine Pinot-Liebhaberin, liess die Pinot-Alternative stehen und genoss den Tempranillo!

Die Degustationsnotiz:
Dunkles, gänzendes Purpur; dunkle Beeren, Wacholder, Vanille; gute Säure, feine, präsente Tannine, hoher, aber gut eingebundener Alkoholgehalt, druckvoll – gleichzeitig kräftig und elegant. Langer, von Fruchtaromen geprägter Abgang. Toller Wein.

Der Wein mag zwar vielleicht nicht gerade die „Seele berühren“, aber er berührt auch den Geldbeutel nicht über Gebühr. Und er gefällt sehr durch seine fruchtige, kräftige und gleichzeitig samtige Art und Weise. Und in Sachen Preis/Leistung ist er fast unschlagbar. Mövenpick beschreibt ihn als „sicheren Wert“ und untertreibt dabei meines Erachtens. Ich werde mir ein paar Flaschen in den Keller legen und bin fast sicher, dass er in zwei bis drei Jahren sogar noch mehr Spass machen wird.

Die Bodega Peñalba-Lopez (auf der Finca Torremilanos) befindet sich nahe des Städtchens Aranda del Duero auf der Südseite des Duero – etwa 100 Km östlich von Valladolid. Das Weingut wurde 1903 gegründet und 1957 von der heutigen Besitzerfamilie Peñalba-Lopez übernommen. Es handelt sich um ein grosses Gut mit fast 200 ha Fläche, das die Reben nach Demeter-Richtlinien biodynamisch bewirtschaftet.

https://www.torremilanos.com/

https://www.moevenpick-wein.com/de/2014-torremilanos-crianza-ribera-del-duero-do-bio-finca-torremilanos-bodegas-penalba-lopez-bio.html

https://www.moevenpick-wein.com/de/movenpick-weinkeller-winterthur

Spitzenwein aus der Gluthitze!

Schnell: Welche Weine aus Andalusien kennen Sie?

Sherry, klar! Aber sonst? Jerez profitiert ja noch vom nahen, kühlen Meeresstrom. Aber im Hinterland, im Guadalquivir-Tal, dem spanischen Glutofen? Guter Wein, hier?

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Oliven, soweit das Auge reicht. Und hier soll Wein wachsen? (Bild vl)

Reisen bildet bekanntlich, und ein guter Kellner kann zur vinologischen Bildung beitragen. Schon die Erfahrungen mit den „Sherry-Doubles“ aus Montilla-Moriles waren eindrücklich. Nur, das ist eine spätere Geschichte.

Aber in der Region Jaén, etwa in der Mitte zwischen Cordoba und Granada gelegen, lernten wir auch Rotweine aus der Gegend kennen, die hervorragend waren. Rund um die Stadt erstreckt sich zwar über Dutzende von Kilometern ein Meer von Olivenbäumen, das grösste Anbaugebiet der Welt. Von hier stammt mehr Olivenöl als aus der ganzen übrigen EU zusammen.

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In der Sierra de Cazorla, bei Puerta de la Segura, wo der „enTreDicho“ wächst. (Bild il)

Aber mitten in diesem Meer gibt es kleine Weinbauinseln, so zum Beispiel in La Puerta de Segura, einem Eingangstor zum Nationalpark Sierre de Cazorla, in einer Höhe von 800 m über Meer und rund 150 Km südöstlich von Jaén. Von hier stammte der empfohlene Wein „enTreDicho“ des Winzers Pedro Olivares aus dem Jahr 2013, eine Cuvée aus Monastrell, Syrah und der lokalen Sorte Jaén Negro.

Entredicho heisst Verbot, Bann. Leider wird auf der Homepage des Gutes nicht erklärt, weshalb der Wein so heisst. Einen Hinweis gibt immerhin die Einleitung, gemäss der in der Region niemand nachvollziehen konnte, wie jemand auf die hirnrissige Idee kommen kann, mitten im Olivenmeer Wein anzupflanzen. Aber wenn man den Beschreibungen auf der Homepage Glauben schenkt, dann ist dieser Pedro Olivares, eigentlich ein „flying winemaker“, eben ein Weinverrückter im besten Sinne!

Wir waren von diesem Wein total begeistert! Vielleicht hat uns die Überraschung, einen so guten lokalen Wein zu finden, ja überpositiv urteilen lassen. Oder der brühmte Ferieneffekt stellte sich ein. Aber eigentlich bin ich sicher, dass ich den Wein auch zuhause so gut empfinden würde:

Tiefes Purpurrot, feine Aromen mit Anflügen von sowohl roten als auch dunklen Beeren, etwas Schokolade und frisches Gras (das von der Wiese!). Im Mund noch jugendlich, sehr dicht, prägnante, aber sanfte Tannine, gute Säure (!), mit einem eleganten, langen Abgang. Rundum toller Wein mit dem gewissen, so unbeschreiblichen Etwas!

Und zum Schluss: Der Wein stammt aus biologischem Anbau. Aber das merkte ich erst im Hotelzimmer beim Studium der Homepage des Gutes!

www.vinosbiodepedroolivares.com

Ein anderes Weingut liegt in Alcalá la Real, etwa 70 Km südwestlich von Jaén, ebenfalls mitten im „Olivenmeer“: Marcelino Serrano. Getrunken haben wir einen „Entretorres“, eine Mischung aus 80 % Syrah und 20 % Tempranillo. Extrem kraftvoll und gleichzeitig elegant, da muss manch ein grosser Rhônewein hinten anstehen.

www.marcelinoserrano.com

 

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Und sonst „nur“ Oliven