Ein herrlicher Riesling vom Schweizer Weingut des Jahres.

Vorgestern wurde das Weingut „Cave du Rhodan – Mounir Weine“ aus Salgesch zum Schweizer Weingut des Jahres 2022 gekürt. Das ist für Kenner natürlich keine Überraschung und hochverdient. Mir gibt es den perfekten Anlass, über einen schon vor einigen Monaten degustierten (Rhein-)Riesling des Gutes zu berichten, der den Vertretern vom Rhein das (Rhone-)Wasser absolut reichen kann.

Cave du Rhodan ist wohl jenes Weingut, über das ich schon am meisten geschrieben habe (Links siehe am Schluss des Artikels). Im Frühjahr konnte ich einen Riesling des Gutes probieren, dessen Qualität mich begeisterte. Die Degustationsnotizen liegen seither herum, ich habe sie bisher noch nicht gepostet, weil ich ja nicht immer „nur“ über die gleichen Produzenten schreiben will.

Dass das Weingut von Sandra und Olivier Mounir nun aber am Grand Prix des Vins Suisse, einem von Vinum und Vinea gemeinsam durchgeführten hochkarätigen Wettbewerb, zum „Weingut des Jahres 2022“ erkoren wurde, gibt sicher den perfekten Anlass, über den Riesling zu berichten, Denn die Qualität hat es in sich.

Riesling von der Rhone? Aber klar!

Riesling gehört an den Rhein und seine Nebenflüsse! Allenfalls noch an die Donau in Oesterreich. Aber an die Rhone? So abwegig ist das aber gar nicht, denn im Wallis gedeiht, klug angesetzt, bearbeitet und vinifiziert, ja fast das ganze Konzert der bekannten Rebsorten. Und das Gut Desfayes-Crettenand hat schon vor über drei Jahrzehnten gezeigt, dass man im Wallis sehr wohl honorigen Riesling produzieren kann.

Symbolbild: Walliser Weinlandschaft zwischen Salgesch und Sierre. Aufgenommen übrigens an der Rue de la Petite Arvine, unweit der Gemeindegrenze!

Die Reben für den Riesling „Diversitas“ wurden erst 2015 gepfanzt und werden biologisch bewirtschaftet. Ausgebaut wird der Wein je zu einem Drittel im Holzfass, in der Amphore und im Stahltank. Ich habe für die Degustation bewusst einen deutschen Rielsing des gleichen Jahrgangs aus dem Keller geholt. Die Wahl fiel auf den „Tonschiefer“ 2019 von Dönhoff. Dieser ist zwar nicht die alleroberste Klasse dieses Spitzenweingutes, aber ist immer ausgesprochen gelungen und stellte schon mal eine richtige Hürde dar.

Rhone vs. Nahe: 1 : 1 (oder 35 : 34,5)

Das Resultat dieses Vergleichs: Der Diversitas von der Rhone obsiegt klar! Natürlich hinken solche Vergleiche immer ein wenig, voeliegend um so mehr, als die Stilistik doch ziemlich verschieden ausfällt. Trotzden: Der Tonschiefer ist ein wunderschöner Wein, aber der Diversitas ist dichter und vielschichtiger.

Entsprechend wurde die Latte danach deutlich höher gelegt. Als Vergleich diente nun ein Grosses Gewächs aus dem Jahr 2018 (also ein Jahr gereifter als der Diversitas), der Goldloch von Diel. Wie schon bei Dönhoff bekam es die Cave du Rhodan also wieder mit einem der ganz grossen Namen zu tun.

Nun, in diesem Vergleich behielt Deutschland ganz knapp die Oberhand. Allerdings braucht sich der Diversitas selbst hier nicht zu verstecken, letzlich waren es Nuancen, welche in meiner Wertung den Ausschlag für Diel gaben. Auch in diesem Vergleich bringt der Diversitas mehr Dichte und Konzentration mit, aber das Grosse Gewächs von Diel war eine Spur finessreicher, komplexer, eleganter und wohl halt auch „Riesling-typischer“. Der Goldloch 2018 ist ein absolut grossartiges Gewächs (96 Punkte James Suckling), und wenn da ein – noch dazu günstigerer – Wein aus dem Wallis praktisch mithält, dann gibt es nur eines: Chapeau, Sandra und Olivier Mounir. Und herzliche Gratulation zu diesem Riesling und natürlich zum Schweizer Weingut des Jahres!

Die Degustationsnotizen:

Riesling Diversitas 2019, Caves du Rhodan
Helles Gelb, dezente, aber sehr vielschichtige Nase, Stachelbeere, neckische Anfüge von Ananas und Lychee, auch etwas grüne Noten, etwas Muskat; im Mund mit aussergewöhnlicher Frische, mineralisch, sehr dicht gewobener Körper, „saftg“, schön angepasste Söure, ganz leicht spürbares Holz, das aber sehr gut eingebunden ist, den relativ hohen Alkoholgehalt (13,5 %) spürt man überhaupt nicht. Langer Abgang. Eigenständiger aber nicht untypischer Riesling, toll gemacht! 17,5 Punkte.

Tonschiefer 2019, Dönhoff
Helles Gelb; gradlinie Nase, zuerst mit etwas Petrol, mit etwas Luft dann weisse Johannisbeeren, Stachelbeeren und Fliederduft; im Mund recht dicht mit enormer Fruchtigkeit und einem Touch von Fruchtsüsse, prägnante, aber schöne Säure. Mittlerer Abgang. Schöner, erfreulicher Wein. 16,5 Punkte.

Dorsheim Goldloch 2018, GG, Schlossgut Diel
Mittleres Gelb mit grünen Reflexen; feine Nase mit Stachelbeere, Aprikose und weissem Pfirsich, würzige Noten; im Mund mieralisch, dicht, finessereich und fruchtig, mundfüllend aber trotzdem nicht langweilig „rund“ wirkend, langer Abgang. Grossartiger Wein, 18 Punkte.

Link zum Weingut:
Walliser Weine aus Salgesch direkt beim Winzer kaufen | Cave du Rhodan

Und zum Grand Prix du Vin Suisse 2022:
https://www.vinum.eu/fileadmin/user_upload/Awards/GPVS/GPVS_2022/GPVS_2022_Pressemitteilung_Die_Gewinner_und_alle_Resultate.pdf

Hier die Links auf frühere Artikel:
Handeln statt jammern! Cave du Rhodan ist erneut innovativ. Und ein toller Pinot dazu. – Victor’s Weinblog (victorswein.blog)
Domaine Trong der Cave du Rhodan: (bio-)dynamisch an die Spitze! – Victor’s Weinblog (victorswein.blog)
Corona macht erfinderisch: spannende Online-Degustationen zum Mitmachen! – Victor’s Weinblog (victorswein.blog)
Walliser Weine: Spitzenklasse! – Victor’s Weinblog (victorswein.blog)


Interessennachweis:
Der Diversitas der Cave du Rhodan wurde mir als Dankesgeste nach meinem Artikel über den Pinot noir zusammen mit einer Flasche jenes Weines ohne jede Verpflichtung zugestellt. Die beiden deutschen Rieslinge wurden im Handel gekauft.

Online-Degustationen sind mehr als nur ein Lückenfüller! Und die Weinzeitschriften pennen.

Die zwei Online-Degustationen, auf die ich hier hingewiesen hatte, sind inzwischen schon vorbei. So unterschiedlich sie waren – das ist ein Kanal, der meines Erachtens auch nach Corona nicht mehr wegzudenken sein wird!

Bevor ich in meinem nächsten Beitrag wieder sozusagen auf „Normalmodus“ schalten und über einen begeisternden Piwi-Wein schreiben werde, blicke ich kurz zurück auf zwei digitale Degustationen:

Die Cave du Rhodan aus Salgesch und das Weingut Schwarz aus Freienstein waren die ersten – oder gehörten zumindest zu den ersten – die reagiert haben, und welche die Degustationen vor Ort mit einer virtuellen Veranstaltung zu ersetzen versuchten. Siehe hier:
https://victorswein.blog/2020/03/23/corona-macht-erfinderisch-spannende-online-degustationen-zum-mitmachen/

Vorweg: Beide Veranstaltungen sind ausserordentlich gut gelungen! Dabei hätten sie unterschiedlicher kaum sein können. Am 2. April die Degustation der Cave du Rhodan mit dem Ehepaar Mounir, das im „Studio“ (vor dem Barriquekeller) medial und vinologisch so professionell auftrat, dass man sie problemlos gleich dem TV empfehlen könnte.

Das „Studio Rhodan“ vor dem Barriques-Keller in Salgesch …
… das Ehepaar Sandra und Olivier Mounir live …

Am 3. April das Ehepaar Schwarz, das jugendlich-unbekümmert und frisch präsentierte und dabei auch durch die Rebberge streifte und nicht nur Wein, sondern auch ihre Tiere vorstellte (das Büsi [Katze] ist mir ans Herz gewachsen!). Beide brauchten rund 75 Minuten, die Mounir’s für sechs, die Schwarz‘ für drei Weine. Gratulieren darf man beiden, so „aus dem Boden gestampft“ waren das ganz hervorragende Produktionen!

… und das Freiluft-Studio des Ehepaars Priska und Andreas Schwarz, Schwarz Weingut, in Freienstein.

Beide Degustationen waren naheliegenderweise so gestaltet, dass sie sich an ein interessiertes, aber nicht professionelles Publikum wandten. Also sozusagen an den Durchschnitt der Besucher, die normalerweise an die Tage der offenen Weinkeller strömen. Gratulation an beide Paare, sehr gut gemacht!

Persönlich bin ich überzeugt, dass das digitale Format Corona überdauern wird. Natürlich ist der persönliche Kontakt eigentlich unersetzbar. Aber ich persönlich würde nur sehr selten für eine Degustation ins Wallis fahren, aber online teilnehmen, das geht – und man kann erst noch hin und wieder einen feinen Tropfen schlucken, da man danach nicht mehr fahren muss! Ich kann mir das Format auch für Profis vorstellen, dann allerdings nicht „eindimensional“ auf dem Youtube- oder Facebook-Kanal, sondern als interaktive Vidoekonferenz. Wetten, dass wir uns dereinst erinnern und sagen „während Corona haben findige Winzerinnen und Winzer damit begonnen“?

Beide Weingüter bieten weitere, teils auch spezialisierte und für kleinere Gruppen „designte“ digitale Degustationen an, für welche man noch Weine bestellen kann. Inzwischen gibt es aber auch schon weitere Güter und teils auch Weinhandlungen, welche diesen neuen Kanal ausprobieren, wie etwa – ebenfalls aus Salgesch, das zu digitalen Hochburg wird – das Haus Albert Mathier et Fils:
https://rhodan.ch/pages/live-weindegustation
https://weingutschwarz.ch/eventsver/live-weindegustation/
https://mathier.ch/events-ausfluege/virtual-winetasting/

Weinzeitschriften pennen

Bestimmt gibt es weitere Güter, welche diesen neuen Weg beschreiten. Es wäre wohl die Chance für Weinzeitschriften, sich nun mit einem täglich aktuellen „Onlineführer“ zu positionieren. Ein Check bei Vinum, Falstaff, Revue du Vin de France und Decanter ergab leider keinerlei Hinweise, dafür sieht der Veranstaltungskalender von Vinum trostlos aus, das Wort „abgesagt“ ist angesagt. Alle Homepages präsentieren sich so, als wäre nichts geschehen, bei Decanter findet man immerhin den für die Allgemeinheit so wichtigen Hinweis, dass die Prüfungen für den MW-Titel verschoben wurden.

Bitte verstehen Sie mich nun nicht falsch: Ich schätze alle erwähnten Titel sehr, und gerade Vinum ist in den letzten Jahren wieder eine richtig gute Informationsquelle geworden. Aber es passt so überhaupt nicht zusammen, über die virtuelle Konkurrenz zu jammern (ich habe mich darüber schon einmal ausgelassen):
https://victorswein.blog/2019/04/28/ein-gutesiegel-fur-weinblogs-und-ein-gratis-tipp/
und dann in einer solchen Zeit einfach auf die nächste Print-Ausgabe zu warten, sofern dann dazu überhaupt etwas zu diesen digitalen Degustationen geschrieben wird.

Sorry liebe Weinjournalisten, ihr verpasst gerade einen Zug, der voll am Anfahren ist!

Corona macht erfinderisch: spannende Online-Degustationen zum Mitmachen!

Die einen stecken den Kopf in den Sand, die anderen handeln. Hier zwei Beispiele innovativer Winzerinnen und Winzer, welche das Beste aus der Situation machen. Und wer weiss, vielleicht ist das bis in ein paar Jahren gar die Normalität?

Als Weinblogger fragt man sich natürlich in diesen Zeiten, ob man überhaupt noch Beiträge schreiben soll, darf, kann oder gar muss. Es gibt in diesen Tagen wahrlich Wichtigeres als Wein – und ist es nicht schon fast peinlich, Texte über die wichtigste Nebensache der Welt zu schreiben (die bisher wichtigste liegt ja inzwischen ganz auf Eis)? Ich für mich habe vorerst entschieden, weiter zu bloggen, behalte mir aber vor, in ein paar Wochen je nach Entwicklung anders zu denken. Der Hauptgedanke: Etwas Schönes muss der Mensch ja auch noch haben!

Der heutige Beitrag fällt mir da um so leichter, als er lediglich einen Hinweis auf Leistungen anderer darstellt. Wenn Degustationen vor Ort verboten sind (ausgerechnet im Frühling, wenn die neuen Weine auf den Markt kommen und üblicherweise die höchsten Umsätze erzielt werden), haben sich zwei Winzer unabhängig voneinander zu einer speziellen Aktion entschlossen: online degustieren!

Schwarz Wein aus Freienstein: Wine goes online!

SchwarzWein in Freienstein (ZH) schreibt dazu: „So was haben wir noch nie gemacht. Jetzt ist ja die Zeit um etwas Neues auszuprobieren.“
Und die Cave du Rhodan (VS), über die ich eben erst hier berichtet habe,
https://victorswein.blog/2020/03/07/domaine-trong-der-cave-du-rhodan-bio-dynamisch-an-die-spitze/
notiert: Bleiben Sie Zuhause, bleiben Sie gesund – wir kommen zu Ihnen. Das Projekt #WalliserSonnenschein geht in die nächste Runde und bietet Ihnen die Möglichkeit interaktiv und Live online Weine zu degustieren.

Und die gleiche Idee der Cave du Rhodan. Die Daten passen sogar, man kann am 2.4. Weine aus dem Wallis und am 3.4. (sowie weiteren Daten) aus dem Zürcher Unterland degustieren!

Soll man in diesen Zeiten noch bloggen? Wenn man so innovativen Winzern damit vielleicht ein wenig zusätzlich helfen kann, dann ist die Antwort ohnehin ja. Aber wie ausgeführt, es werden auch weitere, „normale“ Beiträge folgen!

Anzumerken ist noch dies: Beide Weingüter haben sich schon länger durch eine ausgeprägt moderne Art und Weise auch Online und in den sozialen Medien präsentiert. Und sicher nur deshalb waren beide auch in der Lage, sofort zu reagieren und die Weindegustation online anzubieten. Erfolg kommt also nur sehr selten zufällig, sondern ist erarbeitet – damit es auch in Krisenzeiten noch läuft!

Zu Priska und Andreas Schwarz wollte ich übrigens schon lange auch schreiben, nicht nur, weil ich deren Weine toll (und Teile davon manchmal auch „genial-verrückt“ modern) finde, sondern auch, weil sie selbst einen „Video-Weinblog“ betreiben, in dem mit gut gemachten Filmen auf wunderbare Art und Weise vermittelt wird, was auf dem Gut gerade abgeht). http://winzerblog.ch/.

https://rhodan.ch/blogs/news/live-weindegustation-so-funktionierts
https://weingutschwarz.ch/eventsver/live-weindegustation/

Domaine Trong der Cave du Rhodan: (bio-)dynamisch an die Spitze!

Seit 2006 wird die Domaine Trong in Salgesch biodynamisch bewirtschaftet. Das Resultat ist mehr als bemerkenswert. Olivier und Sandra Mounir von der Cave du Rhodan setzen damit Massstäbe!

Die Cave du Rhodan ist natürlich keine Unbekannte. 2017 etwa gewann ihr Petite Arvine 2015 den Grand Prix des Vins Suisse von Vinum in der Kategorie sortenreine Weissweine. Persönlich verfolge ich das Gut seit einiger Zeit, und definitiv fasziniert hat mich ein Besuch auf der Domaine vor zwei Jahren. Das ganze Sortiment ist auf einem enorm hohen Niveau. Vollkommen „outstanding“ fand ich damals den bio-dynamisch produzierten Cornalin von der Domaine Trong, die sich im Besitz der Cave du Rhodan befindet.
Vgl. hier: https://victorswein.blog/2018/05/13/walliser-weine-spitzenklasse/

Sandra und Olivier Mounir von der Cave du Rhodan: „in search of excellence!“

Kürzlich habe ich mir einen Spezialkarton des Gutes („Parkweine“) mit je zwei Flaschen Marsanne, Cornalin und Pinot noir bestellt. Letzerer, Jahrgang 2018, wird hier nicht weiter beschrieben, ist aber von enormer Dichte sowie Finesse, und ohne die sonst so oft gespürte „Brandigkeit“ von Walliser Pinots. Man muss weit suchen, bis man einen besseren „holzlosen“ Pinot aus der Schweiz findet! Persönlich finde ich es freilich fast schade, dass es keine Barrique-Version gibt, das wäre noch eine Dimension mehr!

Die beiden anderen Weine des Paketes, die Marsanne blanche und der Cornalin aus der Domaine Trong, sind nicht nur sehr gut, sondern ganz einfach genial. Den Cornalin habe ich soeben neben einem Maître de Chais von Provins probiert. Dieser ist wahrlich ein toller und sehr empfehlenswerter Wein, aber der Cornalin von der Domaine Trong hat einfach noch eine Dimension mehr – mehr Finesse, mehr Ausdruck, mehr Eigenständigkeit. Es gibt nach wie vor auch eher mässige, rustikale Weine aus dieser Sorte, die dann schon eher an ihren früheren Namen „alter Landroter“ erinnern. Aber Beispiele wie die beiden genannten würden dafür sprechen, den Cornalin zu forcieren – er hätte bestimmt auch im Export grosse Chancen!

Die Marsanne blanche habe ich ohne direkten „Konkurrenten“ probiert, aber natürlich drängt sich ein Vergleich mit einem Wein von der französischen Rhone auf. Und da punktet die Marsanne der Domaine Trong mit Typizität, aber vor allem mit Frisch und Finesse. Dieser Wein spielt definitiv an der Weltspitze mit!

Marsanne blanche 2016, Domaine Trong, Cave du Rhodan
Mittleres Strohgelb; Dörraprikosen, Lindenblüten, frisches Gras, Salbei, Honig; unglaubliche Finesse, dicht, mineralisch, alles in grosser Harmonie, enorme Frische, fast nicht endender Abgang. Genialer Wein, an einen Hermitage erinnernd, aber viel frischer und weniger „fett“.

Cornalin 2015, Domaine Trong, Cave du Rhodan
Mittleres Rot, glänzend; Heidelbeeren, Brombeeren, Kirschen, Boskoop-Apfel, würzig; sehr ausgewogen, mittlere Säure, die feinen Tannine und der kaum spürbare Alkohol bringen das Ganze in ein wunderbares Gleichgewicht. Sehr langer Abgang. In der Nase typisch, im Mund eher untypisch für Cornalin, aber finessenreich und elegant!

Betriebswirte werden zu enthusiastischen Winzern!

Sandra und Olvier Mounir übernahmen das Gut 2007, nach einer kurzen Zeit, in der ein familienfremder Gerant die Cave führte. Beide sind ausgebildete Betriebswirte und entschieden sich zur Aufgabe des ursprünglichen Berufes, weil sie überzeugt waren, dass es mit der Cave du Rhodan besser geht, wenn sie mit familiärem Herzblut geführt wird. Und es geht besser, und wie! Wie Mounir’s „ticken“, geht sehr schön aus einer Beschreibung hervor, welche Olivier in einem lesenwerten Bericht über die Entwicklung des bio-dynamischen Rebbaus auf der Domaine Trong geschrieben hat:
„Bei vielen Spitzenweingütern kommt irgendeinmal die Frage, was man noch verbessern kann. Gerne vergleiche ich das mit Spitzensport. Es kommt der Punkt, da es nicht mehr um Sekunden geht, sondern um Bruchteile. Wie sehen diese im Wein aus? Welche Schritte machen den Bruchteil aus? Es ist das vielzitierte Terroir, das man sucht. Die Seele im Weine, unvergessliche Momente in der Degustation. Aber auch Hardfacts wie das Zusammenbringen der phenolischen Reife und Zuckerreife, ein gesunder Boden – eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Und vielleicht den Reiz, sich auch im Weinbau weiter zu entwickeln. Nicht zuletzt auch die Frage, wie man sich abheben kann in der Flut von guten Winzern.“

Herrliche Steillage in Salgesch: Domaine Trong

Das Quäntchen mehr Qualität (wobei man im Fall der Domaine Trong nicht nur von einem Quäntchen sprechen sollte!), das sich Mounir’s vom bio-dynamischen Rebbau erhofften, hat auch sehr viel Einsatz benötigt und blieb nicht ganz ohne Rückschläge. Heute aber zählen die Weine von der Domaine Trong zum Allerbesten, was die Walliser Weinberge zu bieten haben! Und die wirklich guten Weine aus dem Wallis wie diese, gehören für mich zur absoluten Weltklasse!

Einer der kleinen Rückschläge: In den ersten Jahren wurde die Domaine Trong mit einem Pferd bewirtschaftet – und es ersetzte auch gleich den Mäher 🙂 . Aktuell ist dies leider nicht mehr der Fall, es findet sich im Wallis kein Unternehmer, der diesen Service anbietet.

Die Cave du Rhodan hat übrigens im Jahr 2014 für diesen Einsatz auch den Sonderpreis der Zürcher Kantonalbank ZKB für Nachhaltigkeit erhalten. Wenn Zürcher einen Preis ins Wallis vergeben, dann will das etwas heissen!

Den erwähnten Bericht von Olivier Mounir können Sie mit freundlicher Genehmigung der Cave du Rhodan hier einsehen. Es handelt sich nicht um einen wissenschaftlichen Abriss über Biodynamie (soweit das nach heutigem Stand der Wissenschaft überhaupt möglich wäre), sondern um einen höchstpersönlichen Erfahrungsbericht, der gerade deshalb so sehr lesenswert ist!

erfahrung_biodynamik_cave_du_rhodan (1)

Und der Link zum Weingut:
https://rhodan.ch/

Walliser Weine: Spitzenklasse!

Nach zwei Tagen in den offenen Weinkellern im Wallis lässt sich nur ein Fazit ziehen: Spitzenklasse! Chapeau!

wallis
Atemberaubende Schönheit: Steillagen bei Chamoson

Besonders sympathisch an diesen Tagen vom 10. – 12. Mai war, dass – im Gegensatz zum Pendant in der Deutschschweiz – im Wallis auch praktisch alle Top-Winzer mitmachten. Solidarität ist hier offenbar kein Fremdwort. So waren sich auch Parker-geadelte Betriebe wie die Domaine des Muses, Gewinner des Grand Prix du Vins Suisse wie Diego Mathier und Cave du Rhodan oder Legenden wie Marie-Thérèse Chappaz nicht zu schade, ihre Top-Produkte zu zeigen.

Ich werde später in diesem Blog auf verschiedene Winzer zurückkommen, das ist qualitätsmässig fast ein Muss. Für heute nur ein kleiner „Flash“ und damit verbunden ein Aufruf an alle Weinfreunde, sich vermehrt mit den Walliser Weinen zu beschäftigen. Denn hier ist nicht nur die Qualität sehr hoch, sondern, gemessen am Aufwand in den teils steilen Terrassen und der Güte der Weine, auch die Preise meist noch vernünftig. Und die Vielfalt der Sortimente ist fast unschlagbar!

Nachstehend ein paar erste Highlights, genannt jeweils der beste Wein pro Rebsorte, den wir verkosteten – und im Wissen, dass eine solche Selektion vielen anderen, hervorragenden Weinen, wohl unrecht tut:

Fendant: David Rossier, Leytron (Grand Cru Leytron).
https://www.david-rossier-vins.ch/de
Johannisberg (Im ganzen Wallis fast immer nur gut; das Wallis als Sylvaner-Hochburg!):
Cave Corbassière, Saillon
http://www.corbassiere.ch
Humagne blanche: Cave la Romaine, Flanthey
http://www.cavelaromaine.com
Petit Arvine (hat generell ein extrem hohes Niveau): Domaine des Muses, Sierre/Granges
http://www.domainedesmuses.ch/
Paien/Heida (auch hier, welch grandioses Niveau, Wallis als Savagnin-Hochburg!): Cave du Vieux-Moulin, Vétroz
http://www.papilloud.com
Viognier: Thierry Constantin, Pont-de-la-Morge. Diese Qualität muss man auch weiter unten an der Rhone zuerst finden!
http://www.thierryconstantin.ch
Marsanne: Marie-Thérèse Chappaz (Grain Ermitage), ein fast übersinnlicher Wein!
http://www.chappaz.ch
Pinot noir: Cave du Rhodan, Salgesch (Grand Cru). Vielleicht nicht das, was man ausserhalb des Wallis von einem Pinot erwartet, aber grossartig!
http://www.rhodan.ch
Humagne rouge: Cave la Romaine, Flanthey (der „kann“ Humagne, weiss und rot!)
http://www.cavelaromaine.com
Cornalin: Cave du Rhodan (der Cornalin von der Bio-Domaine „Trong“). Eigentlich war auch der Cornalin fast überall gut, aber dieser hier ist ein „elegantes Monument“!
Syrah: Thierry Constantin, Pont-de-la-Morge.
http://www.thierryconstantin.ch

Und vielleicht etwas „ausser Konkurrenz“, aber nicht in Sachen Qualität:
Lafnetscha: autochthone Sorte, ein bisschen der Completer des Wallis. grossartig!
Chanton Weine, Visp (ebenso bemerkenswert, aber speziell der „Eyholzer Rote“, trotz Rotwein-Vinifikation wie ein Rosé, mit Erdbeeraromen).
http://www.chanton.ch

Bestes Weingut:
Und schliesslich, das für mich beste Weingut der ganzen Reise. Sicher ist es etwas unfair, denn von 15 besuchten Betrieben hätten wohl acht diesen Titel verdient. Trotzdem lege ich mich auf Thierry Constantin in Pont-de-la-Morge fest: Bei ihm ist einfach das ganze Sortiment durchgehend sehr gut bis ausgezeichnet, und es zieht sich zudem ein Stil durch alle Weine – das könnte man alles blind kaufen!
http://www.thierryconstantin.ch

constantin
Für mich, wenn auch nur um Nuancen vor vielen anderen, der beste aller besuchter Winzer: Thierry Constantin

Wallis: à suivre, bald auch in diesem Weinblog!