Ein Arzt und ein Zahnarzt präsentieren einen Wein wie Samt und Seide
Was passiert, wenn der Dorfarzt und ein Zahnarzt einen eigenen Wein machen? Meistens würde das wohl wie Medizin schmecken; bittere, wohlverstanden. Im Roches d’Aric hingegen könnte höchstens der dezente Thymianduft auf einen Hustensirup hinweisen. Aber weit gefehlt, der Wein ist wundervoll, reinste Medizin – vor allem für die Seele!

Die Assemblage aus Carignan, Grenache, Syrah und Mourvèdre des Jahrgangs 2011 war freilich in der Jugend ziemlich wild und fast ein bisschen unnahbar, wobei ich persönlich solche Weine auch in dieser Phase liebe. Nun aber, im Alter von 7 Jahren, wirkt er sanft wie Samt und Seide. Dabei sind aber noch keine der klassischen Alterstöne zu spüren, im Gegenteil, in Nase und Mund sind dunkle Früchte, kombiniert mit Gewürznoten, vorherrschend. Einfach ein toller, sinnlicher Wein!
Leider lässt sich im Internet nicht viel mehr recherchieren als der Leser mit zwei Klicks selber entdecken kann (siehe unten). Hier immerhin soviel:
Seit 2002 arbeitet das Gut des Arztes Jean und des Zahnarztes Paul Lignères mit dem italienischen (!) Weinberater Stefan Chioccoli zusammen, und seit dem gleichen Jahr wird das Gut biologisch bewirtschaftet. Inzwischen arbeitet die Domaine sogar bio-dynamisch. Vor zwei Jahren wurde die Domaine Lignères von Delinat gar als „Biodiversitätswinzer des Jahres“ ausgezeichnet, ein Prädikat, das ohne sehr ernsthafte Bemühungen für die natürliche Umgebung als Ganzes nicht zu erhalten ist. Mediziner wissen wohl einfach, was für die Menschen gut ist: Samt und Seide, natürlich verpackt!
http://www.familleligneres.com/index.html
https://www.delinat.com/ligneres.html
Jean und Paul Lignères waren zu jener Zeit auf die Zusammenarbeit mit einem Önologen angewiesen. Sie entschieden sich schliesslich nicht für einen Landsmann bzw. Landsgrau, sondern für einen Italiener. Erstens fehlte es den beiden Brüdern Lignères an önologischem Wissen und zweitens neigen französische Önologen zum Intervensionismus. Italienische Önologen haben mehr Vertrauen in die Trauben und ihren Drang, das natürliche Gleichgewicht von selbst anzustreben, man muss ihnen bzw. dem Must / Jungwein nur die notwendige Zeit geben.
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