Regelmässigen Lesern meines Blogs ist bekannt, dass ich Michael Broger zu den absoluten Ausnahmewinzern der Schweiz zähle. Der neuste Beweis ist eine private Gegenüberstellung von zwei Jahrgängen seiner „alten Rebe“. Und die Gelegenheit ist gut, auch ein wenig über die enorme Qualitätsdichte am Ottenberg im Kanton Thurgau zu schreiben!
Der Weingeschmack meiner Frau entspricht nicht immer dem meinen, aber in einem sind wir uns einig: Die Weine von Michael Broger sind einfach immer grossartig und ausdrucksstark. Inzwischen ist insbesondere sein Spitzenwein, die „alte Rebe“, bei uns schon fast so etwas wie der „Hauswein“. Natürlich nicht im Sinne eines Alltagsweines, dafür ist er mit inzwischen gegen CHF 40.00 dann doch zu teuer. Aber wenn ein spezieller Moment ansteht, wie kürzlich der Geburtstag meiner Frau, und wenn zum Essen ein Pinot passt, dann muss es einfach eine „alte Rebe“ sein.
Dem Geschmack meiner Frau entsprechend, welche die jugendliche Frucht eines Pinots am meisten mag, holte ich zuerst eine Flasche des Jahres 2016 aus dem Keller. Nach dem Probieren war mir schnell klar, dass ihr im Falle von Broger ein gereifterer Wein besser gefallen würde. Deshalb öffnete ich auch einen 2012-er, und so wurde der Geburtstag auch zu einer kleinen, privaten Degustation.

Michael Broger, „alte Rebe“, 2012
Mittleres Rubin mit hellen Rändern; in der Nase noch sehr fruchtig, Brombeer, rote Kirschen, Anflug von Waldpilzen, dezenter, feiner Holzton. Im Mund „lebendig und fibrierend“, feine, spürbare Tannine, schön eingebundene Säure, elegant und eher der filigrane Typ, gleichzeitig aber auch druckvoll und „saftig“, leichter Bittertouch im sehr langen Abgang. Toller, frischer und noch immer jugendlich wirkender Wein! Erst jetzt so richtig in der ersten Trinkreife.
Michael Broger, „alte Rebe“, 2016
Dunkles Rubin; in der Nase etwas Pflaumen, florale und würzige Noten, dezenter Anflug von Caramel; im Mund noch wild, adstringierend (aber feine Tannine), prägnante Säure, extrem „saftig“ und sehr fruchtig, mittlerer Abgang. Wunderbarer, aber noch zu junger Wein (es sei denn, man mag – wie ich – diese wilde Ungezähmtheit. Mir hat er jetzt schon sehr gemundet!, aber der hat noch viel Reserve)
Beide Weine sind ganz weit weg vom heutigen Mainstream, aber sie sind gleichzeitig absolut unverkennbare Pinots, einfach mit einer eigenen „Sprache“ und mit Persönlichkeit. Und je älter sie werden, desto mehr erinnern die dann eben doch ans Burgund! Gerade der 2012-er zeigt, wie lange ein „Broger“ braucht, bis er sich öffnet – dafür dann um so schöner und sortentypischer!
Mein allererster Blogbeitrag vor fast drei Jahren handelte übrigens von Michael Broger, wer ihn nachlesen möchte:
https://victorswein.blog/2018/01/01/michael-broger-der-pinot-magier/
Der Ottenberg als Qualitäts-Hotspot: Bachtobel, Wolfer, Burkhart!
Gestern lag passend noch die neuste Ausgabe des „Falstaff“ im Briefkasten. Dort gibt es einen Artikel über Thurgauer Weine und auch diverse Verkostungsnotizen. Der am besten benotete Wein ist – Sie ahnen es – die „alte Rebe“ 2017 mit 94 Punkten! Aber auch Broger’s Müller Thurgau wurde mit 92 Punkten (!) benotet. Der lesenwerte Artikel zeigt aber auch auf, wie enorm die Qualitätsdichte im Thurgau, und vor allem am Ottenberg ob Weinfelden, inzwischen ist. Hier zeigte zwar schon vor 30 Jahren Hans Ulrich Kesselring auf dem nur ein paar hundert Meter von Broger’s Anwesen entfernten Schlossgut Bachtobel, dass im Thurgau Spitzenweine angebaut werden können – seine Weine waren damals schon eine Referenz, und die heutigen seines Neffen Johannes Meier sind es noch immer (Broger hat übrigens einige Zeit bei Kesselring gearbeitet). Inzwischen sind aber mit Martin Wolfer und Michael Burkhart auch weitere Produzenten hinzugekommen, welche den Ottenberg zu einem eigentlichen „Hotspot“ der Schweizer Weinszene werden lassen. Ich habe im letzten Jahr beide Sortimente degustiert und war gesamthaft begeistert. Wolfer überzeugte kürzlich auch mit seinem Sauvignon blanc und 94 Punkten in der internationalen „Sauvignon blanc-Trophy“, ebenfalls im Falstaff. Und Burkhart wiederum konnte für den „Duett“ (Pinot vom Ottenberg und Diolinoir aus Salgesch) eine Zusammenarbeit mit der Familie Mounir vom Walliser Spitzenbetrieb Cave du Rhodan eingehen, was letztere sicher nicht ohne ein hohes Qualitätsbewusstein beim Partner tun würden. Vgl. hier:
https://victorswein.blog/2020/03/07/domaine-trong-der-cave-du-rhodan-bio-dynamisch-an-die-spitze/

Der Ottenberg steht damit als Sinnbild und „Hotspot“ im Zentrum des Mostkantons Thurgau in der Ostschweiz (deshalb im Volksmund auch „Mostindien“ genannt) für einen enormen Qualitätsschub im Weinbau!
https://www.broger-weinbau.ch/
https://www.bachtobel.ch/de/
https://www.wolferwein.ch/de/
https://weingut-burkhart.ch/