Frankreich oder Südafrika? Beides, wenn es um Chenin blanc geht!

Chenin blanc ist eine jener weissen Sorten, die leider viel zu wenig Beachtung erhalten. Dabei ergibt diese Rebe auf sehr hohem Niveau einfach alles: Vom Schaumwein bis zum Süsswein, und dazwischen tolle trockene wie auch feinherbe Weine. Hier zwei besonders gelungene Chenin blanc aus Frankreich und Südafrika.

Hand auf’s Herz: Wie oft im Jahr trinken Sie einen Chenin blanc? Selten bis nie? Sorry, aber Sie verpassen grossartigen Genuss! Für mich persönlich gehört sie zu den allerbesten Weissweinsorten und ich vergleiche sie gerne mit dem Riesling, der auch ein Alleskönner auf höchsten Niveau ist. Selbst geschmacklich gibt es gewisse Parallelen. Vielleicht bringt der Riesling etwas elegantere Weine hervor, während die Chenin blanc in der Regel voluminöser und kräftiger daherkommt. Eine Verwandtschaft zwischen den Sorten besteht nach heutigem Wissen nicht – belassen wir es also bei einer von mir frei erfundenen „Seelenverwandtschaft“.

Der erste Nachweis der Sorte stammt aus dem 9. Jahrhundert im Anjou – also an der mittleren Loire, wo die Sorte heute noch die wichtigste Stellung einnimmt (Quelle: Pierre Galet, Cépages et Vignobles de France). Das grösste Anbaugebiet befindet sich allerdings in Südafrika, wo mit rund 17’000 Hektar mehr als die Hälfte der weltweiten Anbaufläche gepflegt wird. Frankreich folgt mit rund 9’500 Hektar.

Eine Art Vermächtnis der grossen Weinpersönlichkeit Anne-Claude Leflaive

Ich habe kürzlich einen besonders gelungenen Wein aus Südafrika im Glas gehabt, was mich spontan daran erinnerte, dass noch eine Flasche von der Loire im Keller steht, die ich schon lange probieren wollte – ein Clau de nell, dem heute 12 Hektar grossen Loire-Weingut der leider verstorbenen grossen Weinpersönlichkeit Anne-Claude Leflaife. Sie kaufte das rund 25 Km westlich von Saumur gelegene Anwesen im Jahr 2008 zusammen mit ihrem Ehemann Christian Jacques, der das Gut heute noch führt, und rettete es damit vor dem Bankrott. Wie im Burgund wird auch hier nach den Prinzipien der Biodynamie gearbeitet. Anne-Claude Leflaive war es auch, welche den Anbau der Chenin blanc auf dem Gut wünschte. 2015 konnte der erste Jahrgang geerntet werden. Damit war es der im gleichen Jahr verstorbenen „Grande Dame“ leider nicht mehr vergönnt, ihren eigenen Chenin blanc zu verkosten.

Zwei nicht gleichnamige Brüder mit grossem Sozialengagement

Der südafrikanische Wein, der mich begeisterte, stammt vom Weingut Stellenrust, das im Vergleich mit Clau de nell riesengross ist: 250 Hektar stehen hier unter Reben. Das südlich von Stellenbosch gelegene Gut befindet sich in Familienbesitz und wird auch durch die Besitzer Tertius Boshoff und Kobie van der Westhuizen geführt. Die Reben für den degustierten Wein sind 55 Jahre alt. Stellenrust, das gesamthaft 400 Hektar gross ist, machte auch durch soziales Engegement auf sich aufmerksam: Man beteiligte 55 Arbeiterfamilien als Mehrheitsaktionäre an 100 Hektar Farmland, die sie als eigene Parzelle bewirtschaften, ernten und ausbauen dürfen. So initialisierte man eines der besten und erfolgreichsten „black empowerment projects“ auf dem ganzen Kontinent (Quelle: eggerssohn.com)

Degustationsnotizen:

Stellenrust 55 Barrel Fermented Chenin blanc, 2019
Eher helles Gelb, „süssliche“ Frucht nach Papaya und Quitte, etwas rauchig; im Mund rund und sehr dicht, tolle, gut eingebundene Säure, welche ein schönes Wechselspiel mit einer leichten Restsüsse (4,1 g) eingeht, langer Abgang. Sehr schöner, etwas opulenter, aber trotzdem frischer Wein. 17,5 Punkte.

Clau de nell, Chenin blanc, 2020
Mittleres Gelb, fruchtig (Wassermelone) und würzig (reife Koriandersamen), frisches Gras, wirkt etwas „wild“; enorme mineralische Frische im Mund, schöne Säure, dezente Frucht“süsse“, schöne Struktur, leichter, aber nicht störender Medizinalton im langen Abgang (verschwand nach einem Tag in der Flasche). Frischebetonter, etwas wilder und doch eleganter Wein, der noch sehr viel Reserven hat. 17,5 Punkte.

Fazit: Da standen zwei Chenin blanc nebeneinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten, die aber beide grossartig sind. Einerseits der schöne und gehaltvolle Schmeichler aus Südafrika, der wohl allen gefällt. Andererseits der biodynamische Loire-Wein, der durch seine etwas wilde Art manchen nicht auf den ersten Schluck zugänglich sein dürfte, der aber ungemein vielschichtig ist. Er kommt mir vor wie eine Person im perfekten Anzug oder Kostüm, die etwas künstlerisch zerzauste Haare hat. Ich persönlich finde ihn grossartig.

Die beiden Weine zeigen perfekt, wie unterschiedlich Weine aus dieser Sorte gekeltert werden können. Und dabei ist das ja nur ein ganz kleiner Ausschnitt. Wer Chenin blanc auslässt, ist wirklich selber schuld!

Accueil – Clau de nell
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Bezugsquellen u.a.:
Schweiz: Kapweine und Paul Ullrich für Stellenrust / Gerstl für Clau de nell
Deutschland: Eggerssohn und Ludwig von Kapf / Lobenberg und Vinaturel


Interessennachweis: Beide Weine wurden im Weinhandel gekauft.

Der Wolf als positives Wappentier: Loire-Weine gegen alle Vorurteile!

Cabernet Franc und Chénin – die beiden wichtigsten Rebsorten der mittleren Loire bringen herausragende Weine hervor, was leider hierzulande viel zu unbekannt ist. Hier ein Beispiel eines herrlich gereiften Weines der zeigt, dass die Loire-Weine mehr als nur eine Entdeckung wert sind!

Nerleux bedeutet im alten Französich Schwarzwolf. Da ist es logisch, dass die gleichnamige Domaine (de Nerleux) im Anbaugebiet Saumur-Champigny den Wolf im Wappen trägt und einen Teil ihrer Weine auch unter dem Namen des Wolfes vermarktet. Zumindet bei gewissen Leuten müsste das Gut in der Schweiz wohl gleich gegen zwei Vorurteile ankämpfen – die Unbekanntheit der Loire-Weine und die Furcht vor Wölfen.

Saumur – Sinnbild für die Schönheiten an der Loire. Und die Weine stehen dem in nichts nach!

Auf die Domaine aufmerksam geworden bin ich im Jahr 2013 auf einer Loire-Reise. Wir machten in Saumur Station und uns wurden im Bistro de la Place nicht nur die besten Pommes-Frites unseres Lebens serviert, sondern auch tolle Weine empfohlen. Der Weisse war ein Chénin mit dem Namen „Les Loups blancs“ und war so gehaltvoll und sortentypisch, dass wir anderntags gleich bei der Domaine de Nerleux vorbeifuhren und Wein kauften. Das Gut befindet sich in Saint-Cyr-en-Bourg, etwa 5 Kilometer von Saumur entfernt. Es lohnt den Besuch nicht nur der Weine wegen, sondern auch aufgrund der schönen und sehr gut unterhaltenen Bauten der Domaine.

Eine Flasche des „Les Loups noirs“ hatte ich auf die Seite gelegt, um sein Alterungspotential zu ergründen. Nach 10 Jahren war es nun an der Zeit, den Wein zu öffnen. Und siehe da: Er ist noch jugendlich frisch und gerade auf dem Höhepunkt, aber wohl auch noch jahrelang nicht müde. Der Wein war ein absoluter Genuss!

Es darf aber eigentlich nicht erstaunen, dass Cabernet Franc grossartige Weine hervorbringt. Er ist einer der Elternteile sowohl des Cabernet Sauvignon als auch des Merlot und der Carménère! Und dass die Sorte ein riesiges Potential hat zeigen die beiden Spitzenweingüter in St.-Emilion, Château Ausone und Cheval blanc, wo jeweils rund die Hälfte der ganzen Rebfläche mit Cabernet Franc bepflanzt ist.

Domaine de Nerleux, Les Loups noirs 2011
Mittleres, jugendliches Rubin; Pfeffer, Johannisbeeren, Pflaumen, leichter Anflug von Teer; äusserst harmonisch im Mund, mit stützender Säure, feinen, leicht trocknenden Tanninen und kaum spürbarem Alkohol. Sehr gehaltvoller, aber auch filigraner, tänzerischer Wein, der nach 10 Jahren schön trinkreif ist, aber durchaus auch noch gelagert werden kann. Beeindruckend, was an der Loire möglich ist! 17 Punkte (= sehr gut).

Domaine de Nerleux – Vins et Crémants du Val de Loire – Amélie Neau

Importeure habe ich leider weder für die Schweiz noch für Deutschland gefunden. Das wäre wohl noch eine Chance für ein Weinhaus, das eine Entdeckung in jeder Hinsicht anbieten will.

Selbst auf dem Korken sind die Wappentiere vorhanden!

Clos de Turpenay 2010 – vom Monster zum Schmeichler.

Zehn volle Jahre war der Wein praktisch untrinkbar – ein verschlossenes Tannin-Monster. Aber heute zeigt er sich plötzlich nahbar und von erstaunlicher Sanftheit. Wie vom Verkäufer vorausgesagt, brauchte dieser Loire-Wein Geduld!

Typische Reblandschaft in der Touraine (Beispielbild, nicht Clos de Turpenay)

Es war 2012 in einer Vinothek direkt beim Eingang zum sehenswerten Loire-Schloss Château d’Ussé. Ich liess mich beraten und empfohlen wurde mir der Clos de Turpenay von Château de Coulaine aus Beaumont-en-Véron nahe Chinon. Gewarnt war ich: Der biologisch hergestellte Wein brauche Zeit, der Produzent, Etienne de Bonnaventure, lege keinen Wert auf Fruchtbomben und kurzlebige Weine, sondern produziere echte „vins de garde“.

Dass gute rote Weine von der Loire – in der Touraine immer ausschliesslich aus Cabernet Franc hergestellt – lange reifen können, ist an sich bekannt. Und deshalb erntete ich damals auch ein mitleidiges Lächeln, als ich im Café de la Place in Saumur (sehr empfehlenswert) einen 15-jährigen Château de Villeneuve bestellte und fragte, ob er denn auch sicher noch trinkbar sei. Er war es, und wie!

Und das gilt ganz augenscheinich auch für den Clos de Turpenay. Der Clos, ganz in der Nähe des Château de Coulaine, liegt in leichter südlicher Hanglage und misst rund 1,5 Hektar. Auf lehmig-kalkhaltigem, in einem Teil auch Kieselboden, wachsen hier Reben, die etwa zur Hälfte noch aus den 1960-er Jahren stammen und dannzumal mit massaler Selektion gepflanzt wurden.

Das Gut befindet sich seit langem in Familienbesitz. Den Weg (zurück) zum ernst zu nehmenden Weingut begann Etienne de Bonnaventure, der zusammen mit seiner Frau Pascale das Gut 1988 (zertifiziert seit 1997) auf biologischen Anbau umstellte und die Rebfläche auch laufend erweiterte. Heute führt bereits der Sohn, Jean de Bonnaventure, das inzwischen 19 Hektar grosse Château (der Sitz ist übrigens wirklich ein schönes Schloss).

Es werden verschiedene Weine hergestellt, auch Weisse, die bemerkenswert und in ihrere Art sehr authentisch sein sollen. Die beiden Flaggschiffe sind aber „Les Picasses“ (vielleicht die renommierteste Lage in Chinon) und eben „Clos de Turpenay“. Dieser wird – bei sehr langer Mazeration – mit Wildhefen vergoren, nicht filtriert, nicht geschönt und nur bei der Abfüllung leicht „geschwefelt“. Er reift während einem Jahr in Barriques, wovon 10 % neu sind.

Ich habe den Wein, trotz Warnung des Verkäufers, kurz nach der Heimkehr probiert. Es war, als würde man mit Salbeitee und Zitronensaft den Mund spülen. Tannin und Säure ohne Ende, und dazu keine Fruchtaromen. Ganz einfach ein Monster. So alle zwei Jahre habe ich es wieder versucht, aber das Resultat war jedesmal das Gleiche: ein untrinkbarer Wein. Aber dann, anfangs 2020, mit 10 Jahren Reife: Nach einer richtigen Metamorphose zeigt sich der Clos de Turpenay sanft, fruchtig, fast schmeichlerisch – wunderbar. Zum Glück bleiben mir noch acht Flaschen. Geduld zahlt sich aus!

Degustationsnotiz:
Dunkles Rot mit violetten Reflexen, keine Spur von Brauntönen; schwarze Johannisbeeren, Thymian, Nelken, eine Spur von Vanille; noch immer prägnante Säure, enorm viel Tannin, das aber fein gewoben und sanft wirkt, Holz spürbar und gut eingebunden, kraftvoll aber auch elegant und frisch, mittlerer Abgang. Hat noch viel Reserven, ist aber jetzt in der ersten Trinkreife.



http://www.chateaudecoulaine.com/

Die Mitte zwischen der Loire und dem Libournais liegt … in Österreich!

Auch an Feiertagen muss man nicht zwingend sündhaft teure Weine trinken, um so richtig geniessen zu können: Aus dem Weinbaugebiet Leithaberg im Burgenland kommt ein grossartiger reinsortiger Cabernet Franc von Stefan Zehetbauer, der wie ein Symbiose zwischen einem Wein von der Loire und einem aus dem nördlichen Bordelais auftritt!

Das burgenländische Weinbaugebiet Leithaberg liegt auf der östlichen Seite des Leithagebirges und westlich des Neusiedlersees. Wenn Ihnen dieses „Gebirge“ nicht geläufig ist, so mag das daran liegen, dass der höchste Punkt nur auf 484 m.ü.M. liegt. Trotzdem spielt dieser Hügelzug für den Wein eine grosse Rolle, bringen doch die kühlen Winde aus den bewaldeten Höhen nachts einen willkommen Ausgleich zum warmen pannonischen Klima rund um den Neusiedlersee. Das Weinbaugebiet weist rund 3000 ha Anbaufläche auf und trägt seit 2010 die DAC. Im Spätherbst 2019 gastierten 15 führende Winzer mit ihren Weinen in Zürich und legten Zeugnis vom grossen Potential dieses Gebietes ab (mehr dazu folgt später).

Die Weingärten von Zehetbauer im Gebiet Leithaberg (Bild Christoph Wagner, ab Presseservice Zehetbauer)

Das Gebiet steht beim Rotwein überwiegend für Blaufränkisch. Deshalb ist es schon fast etwas frevelhaft, wenn ich zuerst über einen Wein aus einer nicht ortstypischen Sorte schreibe, der deshalb auch die DAC nicht tragen darf. Aber der Cabernet Franc 2016 vom Ried Steinberg hat mich sehr überzeugt und ist deshalb eine Notiz mehr als wert.

Dunkles, fast violettes Rubin; Duft nach Brombeeren, dunklen Kirschen, auch etwas Weichselkirschen, würzig, dezent spürbarer Holzton; im Mund saftig, sehr ausgewogene, elegante Balance zwischen Alkohol, Säure und sehr feinen Tanninen; mineralische Frische, dicht und lang im Abgang.

Der Steinberg zeigt sich sehr sortentyisch. Für Sefan Zehetbauer stellt er stilistisch so etwas wie die Mitte zwischen einem Loire-CF und einem CF-lastigen Wein aus dem Libournais dar. Da kann man ihm nur zustimmen, seine österreichische Variante weist die fruchtige Frische eines grossen Loire-Weines auf, bringt aber auch die Wärme und Rundheit eines Bordeaux mit. Und nebenbei gesagt: das Ganze für 18.50 Euro!

Toller Cabernet Franc (Bild Herbert Lehmann ab Presseservice Zehentbauer)

Stefan Zehetbauer führt mit dem Cabernet Franc fort, was schon unter seinem Vater begonnen und heute im Betrieb bereits Tradition hat. Inzwischen sind 2,5 ha Reben mit Cabernet Franc bestockt! Aber auch sonst scheint der Generationenwechsel auf diesem Weingut harmonisch abgelaufen zu sein. 2005 stieg Stefan jun. (der Vater heisst auch Stefan) in den Betrieb ein und übernahm ihn 2009. Doch auch heute noch arbeitet Stefan sen. auf dem Betrieb mit und gibt vor allem im Rebberg sein wertvolles Wissen weiter.

Stefan Zehetbauer vor seinem Keller (Bild Christoph Wagner, ab Presseservice Zehetbauer)

Stefan Zehetbauer wirkt auch im persönlichen Gespräch sehr sympathisch und auf eine ansteckend enthusiastische Art fokussiert auf seine Weine und seine Philosophie, Weinbau zu betreiben und Wein gedeihen zu lassen. Der Ausdruck ist bewusst gewählt, denn Zehetbauer betont immer wieder, dass er so wenig Eingriffe wie nur möglich vornimmt – der Wein soll eben gedeihen können und nicht in eine Schablone gepasst werden. Bei seinem ganzen Sortiment ist das hervorragend gelungen, nicht nur beim Cabernet Franc. Aber hier sprengt er sozusagen geografische Grenzen dazu!

https://zehetbauerwein.at/de/home/

Beugsquelle CH (Teilsortiment mit einem älteren CF):
https://www.avinum.ch/

Am Ende des Regenbogens: Loire oder Südafrika?

rainbows

Östlich von Stellenbosch, richtig auf dem Land, auf 540 m über Meer an der Grenze zum Jonkershoek Nature Reserve, einem langgezogenen, naturbelassenen Tal mit Wasserfällen gelegen, finden wir das Ende des Regenbogens! Oder, wenn man das Bild anschaut, beide Ende des Bogens! Vielleicht liegt aber ein Ende des Bogens auch in Südafrika und das andere an der Loire!

Das Weingut hier heisst denn auch „Rainbows‘ End“, ist seit 1978 in Besitz der Familie Malan, aber erst seit 2002 mit dem ersten eigenen Wein auf dem Markt. Jacques Malan, eigentlich Ingenieur, eignete sich sein Weinwissen zuvor in Frankreich (auf einem Gut in Montage St. Emilion) an, und erfüllte sich danach seinen Traum!

Den reinsortigen Cabernet Franc des Jahrgangs 2016 habe ich nur deshalb entdeckt, weil ich eines mittags in der Weinhandlung „Kap Weine“ in Wädenswil erschien und mich inspirieren liess. Oder besser gesagt, beraten. Dem Berater Sascha Hofmann stellte ich die Aufgabe, mir ein paar Rotweine unter oder um 30 Franken zu empfehlen. Weine, welche die Seele berühren.

Eine der Emfehlungen war der reinsortige Cabernet Franc von Rainbow’s End mit Jahrgang 2016. Und das ist wirklich eine ganz hervorragende Empfehlung. Dieser im Holz ausgebaute Wein bringt einfach alles mit, was einen gelungenen Cabernet Franc so grossartig macht.

„Dichtes Purpur; reife Peperoni, Vanille, dunkle Kirschen, Jostabeeren; sehr feine, elegante, noch leicht trocknende Tannine, prägnante aber nicht störende Säure, druckvoll und doch filigran. Ausgewogen, lang. Toller Wein“.

Ich kenne nur wenige Cabernet Franc’s von der Loire, die ich diesem Wein vorziehen würde. Allerdings ist er, so sortentypisch er daherkommt, doch irgendwie anders (es wäre spannend gewesen, diesen Wein blind in der Loire-Degu zu haben). Was aber wohl auch stimmt: es gibt viele Loire-Weine, die besser altern können. Der „Rainbow’s End“ wirkt nach zwei Jahren schon reif, dürfte zwar in den nächsten zwei bis drei Jahren noch dazugewinnen, aber lange lagerfähig, wie ein Spitzenwein von der Loire, dürfte er kaum sein (es sei denn, ich täusche mich, was bei diesem Wein möglich wäre).

Trotzdem: Der „Regenbogen-Cabernet-Franc“ ist ein traumhafter Wein der wunderbar  zeigt, was das Weinland Südafrika zu bieten hat!

PS: Den ersten Wein, den mir Sascha Hofmann vorgeschlagen hatte, habe ich schon vor einer Woche probiert, mit einem ähnlich positiven Ergebnis: „Savage Red“, ein „südfranzösischer“ Blend mit Syrah-Dominanz – hervorragend!

Fazit: Wenn eine Weinhandlung echte Weinkenner beschäftigt, lohnt es sich immer, sich vor Ort beraten zu lassen!

http://kapweine.ch/

http://rainbowsend.co.za/

Ah – ça lui plaît. Grosse Weine von der Loire!

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Château de Villeneuve bei Saumur. Grossartige Loire-Weine! (Bild vl)

Es gibt Weingebiete, die ungerechterweise ein Schattendasein fristen. Dazu gehören leider die Rebbaugebiete der mittleren und unteren Loire. Dabei sind viele der hier produzierten Weine grossartig. Für meinen Geschmack gilt dies vor allem für Weissweine aus der Chénin Blanc-Traube. Auch diese ist absolut zu Unrecht verkannt und kann absolute Weltspitze sein. Mich erinnert sie in vielem an Riesling, schon im Geschmack, aber auch darin, dass sie trocken, mit dezenter Restsüsse und auch mit Edelsüsse wundervoll sein kann. Chardonnay hin, Sauvignon Blanc her, ich halte Riesling und Chénin Blanc für die tollsten weissen Rebsorten. Vielleicht muss ja die Chénin Blanc zuerst den Umweg über Südafrika, wo immer tollere Weine aus dieser Sorte gedeihen, nehmen, um in Europa ernst genommen zu werden?

Heute aber geht es um einen Rotwein, und hier ist an der Loire die Hauptsorte Cabernet. Aber eben nicht Cabernet-Sauvignon, sondern Cabernet Franc. Und auch diese Rebsorte hat es in sich. Auf guten Terroir gewachsen und sorgfältig gekeltert bringt sie charaktervolle, elegante und fruchtige Weine hervor, die in der Jugend fruchtig-erfrischend sind und im Alter wie Samt und Seide die Kehle herunterrinnen.

Ich erinnere mich an ein Nachtessen im „Bistrot de la Place“ in Saumur. Ich wählte einen 12-jährigen Saumur-Champigny und fragte beim Kellner bewusst nach, ob der Wein wirklich noch trinkbar sei. Und wie er trinkbar war! Voller Jugend, voller Finesse – ein Cabernet Franc vom Besten! Und meine Erfahrung inzwischen ist: Gute Cabernet Franc von der Loire muss man entweder jung trinken, dann machen sie mit viel Frucht und Frische Freude, oder dann erst wieder nach 8 und mehr Jahren. (Sofern sie dieses Potential haben, natürlich).

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Saumur an der Loire, Ausgangspunkt für Touren in der Appellation „Saumur Champigny“. (Bild vl)

Die besten Cabernet Franc stammen aus den beiden vergleichsweise bekannten Appellationen Chinon und Bourgeuil, eigentlich das gleiche Gebiet, nur das erste südlich, das zweite nördlich der Loire. Oder eben, Saumur-Champigny, rund um die Stadt Saumur gelegen und, vor allem in Sachen Rotwein, in einem unterschätzten Grossgebiet ein unterschätztes Teilgebiet.

Der Wein, von dem ich heute schreibe, ist der Saumur-Champigny von Château de Villeneuve, wenige Kilometer östlich von Saumur hoch über der Loire. Heute Abend geöffnet haben wir den „Vieilles Vignes“ 2009:

Dunkles, etwas gereiftes Rot, in der Nase ein Feuerwerk von Blaubeeren, Cassis, Nelken, Vanille und Oregano; im Mund noch gute Säure, extrem feine, zurückhaltende Tannine, elegant. Im Abgang interessanterweise im ersten Moment eher kurz, und dann plötzlich ganz weit hinten im Gaumen unendlich lang. Ein wunderbar gereifter, aber noch voll präsenter Wein. Grossartig!

Die Basisweine des Gutes sind übrigens allesamt auch empfehlenswert. Ein besonderer Tipp aber schon hier, obwohl ich auf weisse Loire-Weine sicher später noch zurückkomme: der weisse „les Cormiers“ des Schlosses ist grossartig und lohnt eine Entdeckung. Wie meinte die Seniorchefin des Schlosses, als ich ihn degustierte: „ah, ça lui plaît“. Ja, die alte Madame konnte mein Gesicht lesen.

http://www.chateau-de-villeneuve.com/le-chateau/fr

Bezugsquelle Schweiz:
www.divo.ch

Nachtrag: Zum Thema „running gag“: Ja, das Gut hat inzwischen auf Bio umgestellt!