Der Wolf als positives Wappentier: Loire-Weine gegen alle Vorurteile!

Cabernet Franc und Chénin – die beiden wichtigsten Rebsorten der mittleren Loire bringen herausragende Weine hervor, was leider hierzulande viel zu unbekannt ist. Hier ein Beispiel eines herrlich gereiften Weines der zeigt, dass die Loire-Weine mehr als nur eine Entdeckung wert sind!

Nerleux bedeutet im alten Französich Schwarzwolf. Da ist es logisch, dass die gleichnamige Domaine (de Nerleux) im Anbaugebiet Saumur-Champigny den Wolf im Wappen trägt und einen Teil ihrer Weine auch unter dem Namen des Wolfes vermarktet. Zumindet bei gewissen Leuten müsste das Gut in der Schweiz wohl gleich gegen zwei Vorurteile ankämpfen – die Unbekanntheit der Loire-Weine und die Furcht vor Wölfen.

Saumur – Sinnbild für die Schönheiten an der Loire. Und die Weine stehen dem in nichts nach!

Auf die Domaine aufmerksam geworden bin ich im Jahr 2013 auf einer Loire-Reise. Wir machten in Saumur Station und uns wurden im Bistro de la Place nicht nur die besten Pommes-Frites unseres Lebens serviert, sondern auch tolle Weine empfohlen. Der Weisse war ein Chénin mit dem Namen „Les Loups blancs“ und war so gehaltvoll und sortentypisch, dass wir anderntags gleich bei der Domaine de Nerleux vorbeifuhren und Wein kauften. Das Gut befindet sich in Saint-Cyr-en-Bourg, etwa 5 Kilometer von Saumur entfernt. Es lohnt den Besuch nicht nur der Weine wegen, sondern auch aufgrund der schönen und sehr gut unterhaltenen Bauten der Domaine.

Eine Flasche des „Les Loups noirs“ hatte ich auf die Seite gelegt, um sein Alterungspotential zu ergründen. Nach 10 Jahren war es nun an der Zeit, den Wein zu öffnen. Und siehe da: Er ist noch jugendlich frisch und gerade auf dem Höhepunkt, aber wohl auch noch jahrelang nicht müde. Der Wein war ein absoluter Genuss!

Es darf aber eigentlich nicht erstaunen, dass Cabernet Franc grossartige Weine hervorbringt. Er ist einer der Elternteile sowohl des Cabernet Sauvignon als auch des Merlot und der Carménère! Und dass die Sorte ein riesiges Potential hat zeigen die beiden Spitzenweingüter in St.-Emilion, Château Ausone und Cheval blanc, wo jeweils rund die Hälfte der ganzen Rebfläche mit Cabernet Franc bepflanzt ist.

Domaine de Nerleux, Les Loups noirs 2011
Mittleres, jugendliches Rubin; Pfeffer, Johannisbeeren, Pflaumen, leichter Anflug von Teer; äusserst harmonisch im Mund, mit stützender Säure, feinen, leicht trocknenden Tanninen und kaum spürbarem Alkohol. Sehr gehaltvoller, aber auch filigraner, tänzerischer Wein, der nach 10 Jahren schön trinkreif ist, aber durchaus auch noch gelagert werden kann. Beeindruckend, was an der Loire möglich ist! 17 Punkte (= sehr gut).

Domaine de Nerleux – Vins et Crémants du Val de Loire – Amélie Neau

Importeure habe ich leider weder für die Schweiz noch für Deutschland gefunden. Das wäre wohl noch eine Chance für ein Weinhaus, das eine Entdeckung in jeder Hinsicht anbieten will.

Selbst auf dem Korken sind die Wappentiere vorhanden!

Radio Lazarus verstummt

Traurig, aber wahr: Einer der besten Chenin blanc – wenn nicht gar der beste – den ich je trinken durfte, wird es nie mehr geben!

Erst seit 2012 produziert, ist 2017 leider schon der letzte Jahrgang: Eine Jahrhunderttrockenheit am Kap hat die alten Reben zuerstört.

Es ist schon sehr speziell, was Suzaan und Chris Alheit erreicht haben. Erst seit 2010 führen sie ihr Weingut in der kühlen Region Hermanus in Südafrika, und in wenigen Jahren haben sie sich an der absoluten Wein-Spitze des Landes etabliert. Der „Cartologie“ beispielsweise hat innert kürzester Zeit Kultstatus erlangt. Das selbst deklarierte „Rezept“ der Alheit’s: 99 % der Qualität eines Weines wird im Rebberg erarbeitet; 1 % im Keller!

Radio Lazarus – einzigartig
Tatsächlich überzeugt das ganze (zumindest das von mir probierte) Sortiment sehr. Absolut begeistert war ich aber vom „Radio Lazarus 2017“, der mich – auch wenn kein direkter Vergleich möglich war – so sehr berührte, dass ich ihn einem Coulée de Serrant oder einem Wein von Huet wohl noch vorziehe würde, weil er nicht nur viel Fülle und Kraft, sondern vor allem eine unglaubliche, unnachahmliche Finesse aufweist.

Radio Lazarus wird, oder vielmehr wurde, aus zwei verschiedenen (2012 war es erst eine) Einzellagen in für Südafrika mit 450 m sehr grosser Höhe liegenden Parzellen mit wurzelechten Chenin blanc produziert. Es gehört zu Alheit’s Absicht, herausragende Lagen zu gewinnen, um ebensolchen Wein produzieren zu können. Mit den etwas verwilderten Lagen Ribbokop (1978 gepflanzt) und Bottelaryberg (1971) konnten sie zwei unübertreffliche Parzellen, beide je knapp 20 Km vom warmen Indischen Ozean und vom kalten Altantik entfernt, übernehmen. Der Legende (resp. meiner Internet-Recherche) nach erhielt der Wein aufgrund eines Radio-Sendemasts überhalb der Ribbokop, und der Tatsache, dass die Reben zur Rodung vorgesehen waren, sich die Alheit’s aber ihrer erbarmten, den Namen „Radio Lazarus“. Ganz speziell war auch seine Herstellung, wurde doch ein Teil des Weines in Tongefässen ausgebaut.

Der Trockenheit und den Wildtieren zum Opfer gefallen
2018 war ein extremes Trockenjahr am Kap. Vielleicht erinnern Sie sich ja an die Nachrichten aus dem letzten Jahr, wonach in Kapstadt kaum mehr Wasser verfügbar war. Die Reben in den beiden Parzellen litten auch an fehlendem Wasser, aber den Todesstoss versetzten ihnen Wildtiere wie Antilopen, welche aufgrund der Trockenheit hungerten und deshalb die Triebe der Reben abfrassen. 2018 gab es so gut wie keinen Ertrag – und noch viel schlimmer, die Rebstöcke überlebten diesen Stress nicht.

So habe ich also einen der allerbesten Chenin blanc, und damit einen der besten Weine dieser Welt entdeckt – nur um feststellen zu müssen, dass es diesen Wein nie mehr geben wird! Das ist berührend.
Tröstlich daran ist einzig, dass die übrigen Weine der Alheit’s ebenfalls hervorragend sind und man hoffen darf, dass das Winzerpaar dank Pionier- und Entdeckergeist weitere herausragende Lagen finden wird.

Degustationsnotiz Jahrgang 2017:

Blasses Gelb; verhaltene Nase mit Anflug von Lindenblüten und Zitrusfrüchten, schon in der Nase mineralisch. Im Mund zuerst filigran und tänzersich, dann nach ein paar Sekunden auch kraftvoll, trotzdem voller Finesse, Harmonie und Eleganz, intensiv mineralisch; unendlich langer Abgang. Ein Gedicht von einem Wein! Jetzt schon wundervoll trinkbar, aber wohl jahrzentelang haltbar.

Viel mehr, als ich hier geschrieben habe, können Sie auf der Homepage der Alheit’s selbst zusätzlich lesen:

http://www.alheitvineyards.co.za/bottlings/radio-lazarus/

Kaufen kann man den Wein (vielleicht) noch an folgenden Orten:
https://www.gute-weine.de/produkt/35673h-radio-lazarus/
https://shop.weinamlimit.de/

https://shop.kapweine.ch/alheit-chenin-blanc-radio-lazarus-2015 (anderer Jahrgang)