Löwengang – faszinierender Chardonnay aus dem Südtirol.

Der Name Lageder steht bekannterweise für herausragende Weinqualität aus dem Südtirol. Der Chardonnay aus dem Ansitz „Löwengang“ wird inzwischen seit 36 Jahren angebaut, und man spürt die lange Erfahrung: Der Jahrgang 2016 ist ein bewegender, vibrierender, begeisternder Wein. Vielleicht auch, weil der bio-dynamisch produziert wird.

Eigentlich steht der weisse Löwengang (es gibt auch den roten Cabernet) für fast alles, was ich in meinem Blog normalerweise nicht beschreibe: Er ist teuer (rund CHF 50.00), er ist keine Entdeckung (welcher Weinfreund kennt Lageder nicht), er ist nicht rar (es werden rund 38’000 Liter hergestellt) und es handelt sich auch nicht um einen Wein aus einer unbekannten Rebsorte (hier erübrigt sich der Klammertext). Aber er hat etwas Besonderes an sich, und er hat mich mit seiner zurückhaltend-edlen Art fasziniert – sozusagen meine Seele berührt! Ich habe schon noch edlere Chardonnays im Glas gehabt, aber eher selten einen, bei dem einfach alles in einem perfekten Gleichgewicht ist: löwengang flasche

Er ist fruchtig, sogar etwas exotisch fruchtig, aber nicht zu sehr, er verfügt über eine perfekt eingebundene und stützende Säure, er wirkt frisch wie Quellwasser und ist trotzdem dicht und „füllig“, das Holz ist spürbar, aber nur dezent begleitend, sein Abgang will nicht enden. Ein Ausbund an Frucht, Eleganz, Finesse und Harmonie und ein Wein, der diese Spannung bis zum letzten Schluck beibehält!

 

Die Familie Lageder kaufte den Ansitz Löwengang in Margreid im Süden des Südtirols, nahe an der Sprachgrenze, im Jahr 1934. Schon damals wurden hier „internationale Sorten“ angepflanzt, so auch Chardonnay. Trotzdem galt Lageder im Jahr 1984 als Exot, als er den ersten Jahrgang des „Löwengang Chardonnay“ produzierte und auch noch in Barriques ausbaute. Dabei hatte er dafür einen berühmten Mentor: Alois Lageder sagt dazu selbst, dass Robert Mondavi 1981 den Impuls gab, indem er anregte, traditionelle Wege zu verlassen und Neues zu wagen – und unter anderem auch, den Wein auf der Hefe zu lagern. Mit dem Einsatz von Eichenholz und noch dazu unter Reduktion des Ertrages machte Lageder damals so ziemlich das, was zu jener Zeit als verrückt galt!

löwengang
Der Eingang ins „Weinparadies“ Löwengang. (Bild: Download Lageder, Foto Gianni Bodini)

Neue Wege verfolgt Lageder auch in der Bewirtschaftung der Reben. Seit 2004 wird der Familienbetrieb nach biodynamischen Grundsätzen geführt – Demeter-zertifiziert. Es ist immer wieder faszinierend, dass diese Methode ganz spezielle, faszinierende und irgendwie „vibrierende“ Weine hervorbringt.

Es lohnt sich übrigens, den Instragram-Account von Lageder zu abonnieren. Hier werden immer wieder tolle Bilder gezeigt, etwa, wie Kühe und Schafe im Rebberg weiden oder wie sich ein Fasan zwischen den Rebzeilen wohl fühlt!

https://aloislageder.eu/
https://www.instagram.com/alois.lageder/

In der CH u.a. erhältlich bei Bindella, http://www.bindella.ch

 

 

 

Lagrein Riserva von Muri-Gries: Fürst von Metternich wäre begeistert!

Lagrein! Man könnte die Sorte im Südtirol schon fast als autochthon bezeichnen, werden doch rund 75 % aller Lagreinreben der Welt hier angebaut. Mit die besten Lagrein kommen aus einem Bozener Kloster, und dass es so weit kam, ist zu einem grossen Teil dem Fürsten von Metternich zu verdanken.

Das breite Schweizerdeutsch der Schwester in der Vinothek des Klosters Muri-Gries im Osten von Bozen vergesse ich nicht so schnell. Ich hatte damals keine Ahnung, dass „Muri“ einen sehr direkten Bezug zum Kloster Muri in der Schweiz hat. Und schon gar nicht, wie es dazu kam, dass eine Südtiroler Abtei einen Schweizer Namen trägt.

muri-griesDas Kloster Muri im Freiamt (Kanton Aargau) ist die älteste Hausstiftung der Grafen von Habsburg: 1027 errichteten es Ita v. Lothringen und ihr Gemahl Radeboto v. Habsburg. Das Koster erlebte Jahrhunderte der Blüte, welche erst mit der Säkularisierung in der Napoleon-Zeit zu Ende ging. Ganz dick kam es aber im Jahr 1841, als der Kanton Aargau beschloss, alle Klöster aufzuheben. Der Abt und die Mönche erhielten eine Frist von nur 48 Stunden, um das Kloster zu verlassen. Am Kaiserhof in Wien erreichte darauf Fürst von Metternich, dass das Haus Habsburg zu Hilfe kam. 1845 konnten die Vertriebenen im aufgehobenen Augustinerchorherrenstift Gries bei Bozen eine neue Wohnstätte beziehen. Seither besteht das Kloster Muri-Gries im Südtirol.

Dieses Kloster führt auch einen hoch angesehenen Weinbaubetrieb, der sich, nicht nur, aber vor allem, mit hochklassigem Lagrein einen Namen gemacht hat. Insbesondere die Riserva ist sehr gesucht, und deshalb war der Wein bei meinem Besuch vor einigen Jahren auch bereits ausverkauft. Ich habe dann den „normalen“ Lagrein gekauft, und auch der hat mir sehr gefallen. Nun konnte ich ein Flasche Riserva des Jahrgangs 2016 geniessen – ein rundum spannender, ausdrucksvoller Wein:

Dunkles, fast undurchdringliches Violett-Schwarz; Duft nach roten Kirschen, Cassis, Brombeeren, würzig; viel feines Tannin, gut eingebundene Säure, rund und „fliessend“. Dicht, wuchtig, aber trotzdem sehr elegant, langer Abgang. Grossartiger Wein abseits des Mainstreams!

Die besten Lagen für den wärmebedürftigen Lagrein befinden sich im Talboden auf Fluss-Schwemmland, und solche Lagen gibt es rund um das Kloster. Leider hat die Ausdehnung der Stadt Bozen nach Osten viele frühere Reblagen zerstört, aber jene der Abtei sind geblieben. Seit ein paar Jahren wird sogar ein „Super-Lagrein“ aus einer Lage direkt beim Kloster produziert, der „Weingarten Klosteranger“. Er soll grossartig sein, liegt aber auch preislich in sehr hohen Sphären (ca. CHF 90.00). Auch die hier beschriebene Riserva ist nicht billig (etwas unter CHF 40.00), aber sie ist jeden Franken wert. Fürst von Metternich würde sich – wenn er gerade mal keinen Sekt möchte 🙂 – über diesen Tropfen mit Sicherheit sehr freuen!

Angesichts der Qualität dieses Weines ist es erstaunlich, dass der Lagrein bisher kaum über das Südtirol und das Trentino hinaus angebaut wird. Die Sorte wird zwar generell als stark tragend und nur in guten Lagen voll ausreifend beschrieben, aber der Ertrag lässt sich regulieren und die Klimaerwärmung dürfte für diese Sorte eher vorteilhaft sein. Wer weiss, vielleicht findet der Lagrein mit der Zeit auch ausserhalb des Südtirols eine neue Heimat?

Der Lagrein ist eine Kreuzung zwischen Vernatsch und Teroldego, und er soll bereits vor über 600 Jahren im Südtirol angebaut worden sein. Kurioserweise wird er aber als weisse Sorte erwähnt; „erst“ im 16. Jahrhundert finden sich auch Hinweise auf eine rote Varietät. Entsprechend sind solche Hinweise vermutlich mit Vorsicht zu geniessen. Tatsache ist, dass aus der Lagrein inzwischen mit die grössten Weine des Südtirols entstehen, und dass die Sorte zweifellos grosses Potential hat.

https://www.muri-gries.com/
https://www.martel.ch/shop/abtei-muri-lagrein-riserva-mug2716.html

Und die Links zu den Klöstern (zurst Muri-Gries, dann eine Beschreibung Muri im Freiamt, AG)
https://www.muri-gries.it/
https://aargautourismus.ch/erleben/kirchen-kloester/kloster-muri