Jahrelang habe ich einen grossen Bogen um Weine aus der Aligoté gemacht. Ein Fehler, wie der Aligoté 2015 von Jean-Philippe Fichet zeigt!

Das Image der Aligoté war bei mir wirklich nicht toll – ich hatte einen dünnen und sauren Tropfen in Erinnerung und habe die Sorte deshalb jahrzehntelang gemieden. Aus reiner Neugierde habe ich dann Einzelflaschen von zwei verschiedenen Produzenten bestellt. Die erste überzeugte mich erneut nicht, so dass die zweite, ein Aligoté 2015 der Domaine Jean-Philippe Fichet, im Keller verblieb. Mehr, damit die Flasche endlich aus dem Weg ist, habe ich sie nun geöffnet und siehe da: der Wein ist eine Offenbarung!

Mittleres Gelb mit orangen Reflexen; Quitten, Limetten, Flieder, etwas Holz (ob er überhaupt welches gesehen hat?). Im Mund rund und harmonisch, gute Säure fein eingepackt in einen seidenen Körper, klar, als wäre es Quellwasser (positiv gemeint!), elegant, sehr mineralisch, mit Finesse. Schöner Wein, den ich vielen Chardonnays aus dem Burgund vorziehen würde!
Und von wegen, „einen Aligoté muss man jung trinken“ – ein verbliebener Rest in der Flasche mundete auch nach 4 Tagen noch hervorragend.
Die Aligoté ist, wie auch die Chardonnay, eine Kreuzung zwischen Pinot (vermutlich Pinot noir) und Gouais Blanc (je genau, die „Gwäss“ aus dem Wallis). Sie wird in Frankreich noch auf knapp 2’000 Hektar angepflanzt, hauptsächlich im Burgund. Daneben ist sie auch in Osteuropa verbreitet. Grosse Weine aus der Aligoté sind indessen unbekannt – aber vielleicht würde es sich ja lohnen, danach zu suchen? Der Aligoté 2015 der Domaine Fichet jedenfalls war die Entdeckung wert und regt zum Weitersuchen an!
Der Aligoté ist leider auf der Homepage von Jean-Philippe Fichet nicht beschrieben; gemäss anderen Recherchen soll der Wein aus den Hautes-Cotes stammen, genauer aus Nantoux, etwa fünf Kilometer von Beaune entfernt. Mehr zur Domaine:
http://www.domaine-fichet-meursault.com/vin-meursault/fr/le-domaine-meursault.html
In der Schweiz sind die Weine von Jean-Philippe Fichet erhältlich bei Gerstl Weinselektionen (www. gerstl.ch)