Marokko – auch beim Wein eine tolle Überraschung!

Die Mannschaft Marokkos bringt die Fussballwelt gerade zum Staunen. Ein Syrah aus Marokko brachte mich während des Fussballspiels auch dazu. Selbst, wenn er eher an Radfahren erinnert!

Seit einigen Monaten stand im Keller eine Flasche Syrah aus Marokko, die ich gekauft hatte, um wieder einmal einen „exotischen“ Wein zu probieren. Das gestrige Menu mit einem Lammfilet passte dann sehr gut dazu, aber noch mehr natürlich das anstehende Fussballspiel an der WM.

Fast 100-jähriges Weingut

Ouled Thaleb ist das älteste noch existierende Weingut Marokkos, das 1923 gegründet wurde und 1927 die erste Ernte einfuhr. Es befindet sich in Ben Silmane, nordöstlich von Casablanca und etwa 40 Kilometer vom Atlantik entfernt auf rund 500 m.ü.M. Der Betrieb wurde während der Kolonialzeit nicht etwa von Fanzosen, sondern von einer belgischen Firma gegründet. Heute gehörte es der Gruppe Thalvin-Ebertec bzw. der Diana-Holding, welche u.a. in der Speiseöl- und Fischindustrie und eben auch im Weinbau tätig ist und unter anderem 7 verschiedene Weingüter in Marokko besitzt.

Ouled Thaleb ist ein vergleichsweise riesiges Gut, rund 800 Hektar stehen heute unter Reben. Es ist damit der zweitgrösste Betrieb in Marokko. Man wundert sich überhaupt über die Ausmasse – das grösste Gut umfasst 2’500 Hektar – und das in einem muslimischen Land.

Hermitage lässt grüssen – und die Radfahrer auch

Dass der Wein auf der Etikette des Syrah ein Tandem zeigt und auch so heisst, kommt nicht von ungefähr. Tandem entstand aus der Begegnung zwischen Jacques Poulain, einem Oenologen aus Bordeaux, der das Gut seit 1997 führt, und Alain Graillot , einem Winzer aus Crozes Hermitage. Dieser hatte sein Gut seinen Söhnen überlassen, um sich als beratender Oenologe zu betätigen. So verwundert es nicht, dass der Syrah aus Marokko durchaus an Weine von der Rhone erinnert. Gemäss Etikette lernten sich die beiden übrigens auf einer Radtour kennen; der Name des Weines spielt also darauf an.

Trau keinen Angaben im Netz

Alle diese Aussagen basieren allein auf Online-Recherchen, und da kam dann doch auch einiges an Unklarheit zusammen. Trauen Sie also den Angaben nicht zu sehr. Denn was da alles zu lesen ist, ist an Differenz fast nicht zu überbieten. Gesichert ist, wie auch auf der Etikette vermerkt, dass Alain Graillot an diesem Wein beteiligt ist. Dann aber beginnt es schon – gemäss Etikette begegnete er radfahrenderweise dem Besitzer von Thalvin bzw. Ouled Thaleb. Das Ganze gehört aber offensichtlich zur Diana-Holding, wie aus deren Homepage zu ersehen ist. Weiter geht es damit, dass die Angaben von internationalen Weinhändlern über die Grösse der Domaine von 200 bis 800 Hektar variieren. Und auch die Bewirtschaftung wird unterschiedlich beschrieben, bei den einen handelt es sich um einen Biobetrieb, bei anderen wird „konventionell“ gearbeitet (die Wahrheit dürfte sein, dass der Betrieb sich in Umstellung befindet). Und die Böden von Ouled Thaleb werden einerseits als „wie im Médoc“ beschrieben, andererseits „wie in Crozes Hermitage“. Und einige sehen das Gut quasi direkt am Meer, andere im hohen Altlas – hier liegt die Realität etwa in der Mitte.

Egal – den Wein kann man sehr geniessen

Sicherheit könnte da wohl nur eine Recherche vor Ort geben, aber eine solche Reise steht gerade nicht an. Aber egal, die Qualität des Weines ist jedenfalls sehr gut, es ist erstaunlich, wie auf diesem Breitengrad ein so frischer und eleganter Syrah gedeihen kann.

Ich hätte ja auch noch ein paar Flaschen portugisischen Weins im Keller gehabt, aber dieser Syrah aus Marokko traf genau das Momentum – wie die Fussballer des Landes. Er verteidigte sich auch sehr erfolgreich gegen gebratenen Knoblauch und Rosmarin und verdient sich damit die Qualifikation für einen Blogbeitrag absolut.

Es gibt sicher noch bessere Mannschaften (sorry, Weine) auf dieser Welt, aber für den Moment macht der Tandem einfach total Spass.

Degustationsnotiz Domaine Ouled Thaleb, Syrah „Tandem“ 2019
Mittleres Purpur; Duft nach Brombeeren, Pflaumen und getrockneten Zwetschgen, weissem Pfeffer und Thymian; im Mund erstaunlich frisch, mit knackiger, gut eingebundener Säure, viel feines Tannin, „saftig“ und fruchtig, eher auf der eleganten Seite, mittlerer Abgang. Richtig schöner Wein, der tatsächlich als Crozes Hermitage durchginge. Jetzt toll zu trinken, dürfte aber auch noch ein paar Jahre reifen können. 16,5 Punkte.

Bezugsquelle CH, allerdings mit Nachfolgejahrgang (in D habe ich leider keinen Anbieter gefunden):

Tandem Syrah 2020 75.0 cl kaufen bei Schubi Wein


Interessennachweis: Der Wein wurde im Handel gekauft.

Südliche Rhône in Bio und Subskription: La Bastide Saint Dominique überzeugt in rot und weiss!

Einen Steinwurf ausserhalb der Appellation Châteauneuf-du-Pape gelegen, überzeugt ein Bio-Weingut seit einiger Zeit mit hervorragender Qualität – gerade auch beim Châteuneuf. Und trotzdem kennt es hierzulande kaum jemand. Noch wenige Tage gibt es die Weine bei einer kleinen Weinhandlung in „Subskription“ zu spannenden Preisen.

Ich hatte in meinem Blog schon einmal zur Bastide Saint-Dominique berichtet: über den hervorragenden „Pignan“, den es – weil es eine Lagebezeichnung ist – eben nicht nur von Château Rayas gibt.
Pignan ≠ Pignan – in jedem Fall aber eine Spitzenlage in Châteauneuf-du-Pape! – Victor’s Weinblog

In der Zwischenzeit habe ich auch den 2017-er gekauft und verkostet, und für mindestens ebenso begeisternd empfunden. Da gibt es – wenn auch nicht mehr „billig“ – ein echtes, unbekanntes Bijou in Châteauneuf! Gleiches gilt, eine Qualitäts-, aber drei Preisklassen darunter, auch wieder für den tollen roten Cairanne!

Ich weise aber heute, getreu meinem Motto „alles ausser gewöhnlich“, speziell auf die Weissen des Gutes hin. Ich mag den Ausdruck „Preis-/Leistungsverhältnis“ für Wein eigentlich überhaupt nicht, aber wenn ein Wein so speziell gut und gleichzeitig preiswert ist wie der weisse Côtes du Rhône 2019 von Bastide Saint Dominique, dann darf man diese Formulierung mit gutem Gewissen einmal verwenden:

Côtes-du-Rhône blanc, 2019 (Viognier mit Grenache blanc und Clairette)
Mittleres Gelb mit leicht rötlichen Reflexen; intensive, spannende, aber nicht aufdringliche Fruchtnoten nach Quitten, Bananen, MIrabellen und Aprikosen; im Mund kräftig und dicht, gleichzeitig aber mit schöner Säure und leichtem Bittertouch sehr ausgewogen, sehr mineralisch. langer Abgang; kräftiger, feuriger Wein, der aber auch eine für einen südlichen Wein unglaubliche Frische mitbringt. 16,5 Punkte (und das bei CHF 12.50!). (= sehr gut)

Châteauneuf-du-Pape blanc 2019 (Grenache blanc, Clairette, Roussanne)
Ziemlich blasses Gelb; Quitten, grüner Apfel, Lindenblüte, sehr würzige Töne; voluminös, spürbarer Alkohol, aber absolut nicht brandig, eher mässige Säure, aber mit ausgeprägter mineralischer Frische. Sehr langer Abgang. Braucht noch etwas Reifezeit. 17 Punkte (= sehr gut).

Stimmungsbild aus der südlichen Rhône. Reben im Winter, „nostalgische“ Aufnahme aus dem Jahr 1989.

Diverse Wein, auch die beschriebenen, sind aktuell, aber nur noch bis am 6. April 2021, in Subskription erhätlich bei:
Suchergebnisse für „vorverkauf“ – VINOTTI

La Bastide Saint Dominique (bastide-st-dominique.com)

Anmerkung zum Thema „Bio“: Die Weine sind ab Jahrgang 2019 nicht mehr mit dem Label versehen. Grund dafür ist, dass der Winzer im „Pilzjahr“ 2018 zusehen musste, wie die Trauben und Reben leiden. Er möchte sich deshalb für solche Jahre vorerst eine Hintertüre offen halten. Somit sind die Weine vorerst zwar weiterhin naturnah und in normalen Jahren auch nach den Bio-Prinzipien produziert, nicht aber zertifiziert.

Alter Name – neue Dynamik: Ferraton in Tain l’Hermitage.

Ferraton Père et Fils, ein alt eingesessenes Gut in Hermitage, hat sich in den letzten Jahren gewandelt – von gut zu aussergewöhnlich. Syrah und Marsanne zum Wiederentdecken, auch in den kleineren Appellationen! Und alles bio-dynamisch.

Hermitagehügel
Der berühmte Hügel von Hermitage von Tournon aus gesehen (Aufnahme aus 1991)

Ich erinnere mich gut an einen Besuch bei Ferraton Père et Fils in der Altstadt von Tain l’Hermitage im Jahr 1991. Michel Ferraton empfing mich sehr zurückhaltend und taute erst etwas auf, nachdem ich seine Weine positiv kommentiert hatte. Er erzählte mir danach von seiner Frustration über eine in der Woche zuvor erschienene Publikation von Michel Bettane, in der die Weine vor Ferraton geradezu verrissen worden waren. Ich konnte das nicht nachvollziehen, auch wenn Ferratons Weine nicht wirklich Spitze waren, so hatten sie doch Charakter und waren sauber – im Gegensatz zu einigen anderen Weinen aus der nördlichen Rhone zu jener Zeit. Und selbst Parker himself benotete die Cuvée des Miaux der 80er-Jahre regelmässig mit 90 Punkten.

Allerdings war es damals auch nicht ganz so schwierig, beim Hermitage weit vorne im Ranking zu stehen. Chave war outstanding (ich habe allerdings im Parker-Buch „The Wines of the Rhône Valley“ nachgesehen, auch er schaffte in jenen Jahren nur 3 Parker-Punkte mehr), Paul Jaboulet Aîné war gerade daran, mit seiner „La Chapelle“ auf ein ähliches Niveau aufzusteigen und Guigal sowie Delas brachten schöne Hermitage in die Flasche. Aber sonst? Châpoutier, heute absolute Spitze, war qualitativ in einer tiefen Baisse und Sorrel pendelte zwischen genial und schwierig. Und Faurie, Grippat und Fayolle brachten jedenfalls keine besseren Weine hervor als Ferraton.

Genug der Erinnerungen: Bei Ferraton übernahm schon bald Sohn Samuel das Ruder, und heute gehören die Weine zum Allerbesten, was die nördliche Rhone zu bieten hat. Die Entwicklung hängt eng zusammen mit der Metamorphose, welche das Haus Châpoutier erlebt hat. Dort entschied sich der junge Michel Châpoutier voll für Qualität und bio-dynamischen Rebbau und setzte (und setzt) damit Qualitätsmassstäbe. Den Ferratons freundschaftlich verbunden, übernahm er den Betrieb um die Jahrtausendwende (je nach Quelle beteiligte er sich auch „nur“ finanziell), und auch die Reben von Ferraton wurden fortan bio-dynamisch bewirtschaftet. Das Gut blieb aber eigenständig und verstärkte sich in den Folgejahren auch zusätzlich mit hervorragenden Oenologen. Mit grossem Erfolg, das Haus gehört heute zu den angesehensten Betrieben der nördlichen Rhone – und erzielt leider auch entsprechende Preise für die Spitzenweine. Diese liegen in einer Grössenordnung, welche nicht zum Konzept meines Blogs passen und welche ich auch ganz privat nur in wenigen Ausnahmefällen zu bezahlen bereit bin.

Es war deshalb naheliegend, die „kleineren“ Weine des Betriebes zu probieren. Die Chance dazu bot sich, weil Gerstl neu einige Weine von Ferraton im Angebot hat. Also bestellte ich bei passender Gelegenheit je einen Syrah aus Crozes-Hermitage und einen Marsanne aus St. Joseph dazu. Beide Weine überzeugten vollauf:

crozes-hermitageCrozes-Hermitage Les Pichères 2015
Dunkles, sehr dichtes Purpur; Pfeffer, Cassis, Heidelbeeren; satte, leicht trocknende Tannine, prägnante, schön stützende Säure, „feurig“, gesamthaft sehr kraftvoll und doch mit schöner Eleganz und Harmonie, mittlerer Abgang. Toller Syrah, der jetzt schon grosse Freude macht, dem aber ein paar Jahre Langerung noch gut tun.

St. Joseph La Source 2016 (weiss)
Mittleres Strohgelb; Mirabellen, weisse Pflaumen, grüne Töne; sehr dicht im Mund, spürbarer Süsskomplex bei eher tiefer Säure, dafür sehr mineralisch, mundfüllend und rund, sehr langer Abgang. Schöner, sehr typischer Marsanne, der mit einer Nuance mehr Säure noch spannender wäre. (Im Gegensatz zu Gerstl, der ihn als idealen Sommerwein sieht, würde ich ihn an kühlen Herbsttagen hervorholen. Dafür gibt ihm Gerstl auch „nur“ 17,5 Punkte. Ich würde 16,5 Punkte verteilen, was dann relativ gesehen aufgrund der Notenskala von Gerstl aber eigentlich höher liegt – schön, wenn ein Weinhändler nicht übertreibt!).

Rundum: Zwei sehr gelungene, empfehlenswerte Weine aus kleineren Appellationen der nördlichen Rhone, welche noch bezahlbar sind (rund CHF 30.00). Sie machen Lust auf die grossen Weine von Ferraton – wären da nur nicht die Preise um CHF 100.00 (was ja immerhin, verglichen mit einigen anderen, immer noch „günstig“ ist).

Und Michel Bettane? Er scheint Ferraton auch wieder zu mögen. Er gibt, bzw. Bettane + Desseauve geben, dem Pichères 2015 auf den ersten Blick bescheidene 15 Punkte. Das ist aber eine wirklich gute Note; die beiden französischen Weinkritiker haben sich nie der „Punkteinflation“ angeschlossen. Zum Vergleich: Die Domaine de Thalabert 2014, eine Referenz für die Appellation Crozes-Hermitage von Jaboulet Aîné, bekommt 14,5 Punkte – Parker gibt dem gleichen Wein 91!

http://www.ferraton.fr/
https://www.gerstl.ch/de/sortiment/weisswein/frankreich/rhone/rhone-nord/ferraton-pere-fils-la-source-product-15528.html (der Syrah ist nicht mehr im Angebot)
https://www.gute-weine.de/frankreich/rhone/nordrhone/ferraton-pere-et-fils/

https://www.chapoutier.com/fr/


Infos zu den Weinbaugebieten:

Crozes-Hermitage: Diese Appellation liegt am linken Ufer der Rhone und ist das grösste Gebiet der nördlichen Rhone mit rund 1’400 Hektar Reben, wobei mehr als 90 % der Produktion auf Rotwein aus Syrah entfällt. Für Weisswein sind Marsanne und Roussanne zugelassen. Das Zentrum des Gebietes ist eigentlich Tain l’Hermitage, das Anbaugebiet befindet sich nördlich, südlich und östlich des Städtchens. Je teurer und gefragter die Weine vom Hermitagehügel werden, desto mehr verlangert sich das Interesse auf dieses Gebiet, das in den beiden letzten Jahrzehnten auch enorme qualitative Fortschritte gemacht hat.

Hermitage: Direkt überhalb von Tain l’Hermitage liegt der Hermitage-Hügel (siehe Bild), der je nach Lage von Granit, Lehm, Sand oder Sandstein geprägt ist. Auf diese Appellation entfallen nur 136 Hektar Rebfläche, und entsprechend rar sind die Weine. Hermitage gilt in der nördlichen Rhone, etwas konkurrenziert durch die nördlich am anderen Rhoneufer gelegene Appellation Côte Rôtie, als die Paradelage für Weltklasse-Syrah (und ein wenig Weisswein aus den gleichen Sorten wie in Crozes-Hermitage).

Hermitge-chapelle
Blick von ganz oben. Die „Chapelle“ auf dem Hermitagehügel. Unten Tain l’Hermitage und auf der anderen Seite der Rhone Tournon (und ein Teil des Anbaugebietes von St. Joseph).

St. Joseph: Diese Appellation befindet sich auf der rechten Seite der Rhone und erstreckt sich über rund 50 Kilometer Länge – teils direkt gegenüber von Hermitage bzw. Crozes Hermitage. Es sind rund 1’100 Hektar bepflanzt, und die Traubensorten sind die gleichen wie auf der anderen Rhoneseite. Praktisch gleich wie Crozes-Hermitage hat sich auch St. Joseph zu einem ernst zu nehmenden Gebiet entwickelt.

 

Pignan ≠ Pignan – in jedem Fall aber eine Spitzenlage in Châteauneuf-du-Pape!

Wer als Weinfreund „Pignan“ hört, stellt wohl automatisch eine Verbindung mit Château Rayas her – Pignan ist der hervorragende „Zweitwein“ des Gutes. Dabei ist Pignan eine Lage (lieu dit) im Osten der Appellation Châteauneuf-du-Pape, und es gibt eine ganze Reihe weitere Weine mit diesem Namen.

Ich selbst habe mir kürzlich in einem Artikel wie selbstverständlich einen Vergleich mit dem Pignan gewünscht und dabei an jenen von Rayas gedacht vgl. hier:
https://victorswein.blog/2019/02/02/master-of-winemaking/
Ein Freund machte mich dann auf einen Pignan aufmerksam, der aussergewöhnlich gut sei – übrigens eben mit 97 Parker-Punkten geadelt. Die Rede ist vom „Les Secrets de Pignan 2016“ von La Bastide Saint-Dominique. Aufgrund der Empfehlung meines Freundes habe ich, ausnahmsweise blind, ein paar Flaschen von diesem Wein bestellt – und ich habe es nicht bereut:

Dunkles, dichtes Rot; Duft nach Brombeeren, Cassis und Thymian; im Mund sehr dicht aber auch elegant, spürbare, sehr feine Tannine, erstaunlich präsente und sehr gut eingebundene Säure, langer Abgang. Harmonischer, tiefgründiger und toller Châteauneuf, der jetzt schon Freude macht, aber sicher noch zulegen wird!

Die Bastide Saint-Dominique befindet sich bereits auf dem Gemeindegebiet von Courthézon. Sie liegt aber nur einen Kilometer von Château Rayas entfernt – während Rayas im Osten der Gemarkung „Pignan“ liegt, grenzt die Bastide Saint Dominique im Osten an dieses lieu dit. Offensichtlich spielen die Lagen auch hier in Südfrankreich eine erhebliche Rolle für die Qualität der Weine, was aber noch viel zu selten auch wirklich zum Ausdruck kommt. Einen Plan der vielen „lieu dits“ können Sie hier einsehen:
http://www.chateauneuf.dk/lieuxstor.htm

Ganz generell sind im Osten der Appellation Châteauneuf nicht die für die Appellation so bekannten Kieselsteinböden vorherrschend, sondern sandige Oberflächen, die häufig lehmigen und kalkigen Untergrund aufweisen. Das gilt für Pignan, aber auch für das benachbarte Le Rayas. Ganz offensichtlich gedeiht hier die Grenache besonders gut, und so überrascht es nicht, dass der „Secrets de Pignan“ der Bastide Saint Dominique zu 100 % aus dieser Traubensorte besteht – wie der Hauptwein von Château Rayas!

100 % Grenache, einer der seltenen Châteauneuf aus einer einzigen Traubensorte – wo doch 13 verschiedene zugelassen sind und fast alle Weine als Assemblagen auf den Markt kommen..

Das Gut „Bastide Saint Dominique“ weist gesamthaft eine Fläche von rund 50 Hektaren auf und produziert fünf verschiedene Châteauneuf’s (darunter auch ein sehr bemerkenswerter Weisser), aber es werden zudem Côtes-du-Rhône-du-Rhône-Villages, Côtes-du-Rhône aber auch einfachere IGP-Weine hergestellt. Das Gut arbeitet seit 2011 biologisch und ist seit 2014 auch zertifiziert. Mehr dazu erfahren Sie hier:

http://bastide-st-dominique.com/?lang=de

Bezugsquellen (ohne Gewähr):
Schweiz:
http://vinotti.ch/?product=la-bastide-saint-dominique-chateauneuf-du-pape-les-secrets-de-pignan-2016
(Für alle aus der Region Winterthur: Der coole Laden an der Wartstrasse ist ohnehin einen Besuch wert, hier wird nicht nur Wein verkauft, sondern auch ausgewählte Delikatessen und toller Käse vom unvergleichlichen Willi Schmid aus Lichtensteig)
Deutschland
https://weinmarkt-mattheis.de/la-bastide-saint-dominique/schland:

…. und ein absolut begeisternder Cairanne:

PS: In meiner „Bestell-Euphorie“ habe ich blind nicht nur den „Secrets de Pignan“ bestellt, sondern auch den Gigondas und den Cairanne 2016 des Gutes. Während der Gigondas rational betrachtet sehr gut ist – üppig und rund, wie man das von einem Südfranzosen erwartet – aber nicht unbedingt meinem bevorzugten Geschmack entspricht, begeistert mich der Cairanne absolut: Auch er ist kräftig, gleichzeit aber mit guter Säure versehen und überaus elegant – etwas vom Besten, was ich aus einer „Village-Gemeinde“ je versucht habe!

Ein 28-jähriger Hermitage: chamäleonal!

Trotz Vorurteilen: „Monier de la Sizeranne“ 1990 phänomenal gut

Hermitage anfangs der 1990er-Jahre, das waren Jean-Louis Chave und die beiden Handelshäuser Jaboulet Aîné und Chapoutier. Vielleicht noch Sorrel und Faurie, aber die waren damals etwas unregelmässig. Und Ferraton, heute hoch gelobt, war im besten Fall Mittelmass. Allerdings hatte in jener Zeit auch das Haus Chapoutier nicht den allerbesten Ruf.

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Am Hügel von Hermitage vor dreissig Jahren wie ein Sinnbild: Chapoutier damals weit unter Jaboulet Aîné. (Bild vl, 1991)

Ein bisschen zeigte sich das schon bei Besuchen der beiden Häuser: Bei Chapoutier in einem dunklen, alten Kontor – bei Jaboulet etwas ausserhalb von Tain in einem hellen, stolzen und modernen Neubau.

Die damalige Wertschätzung zeigte sich auch später: Frustriert davon, dass Weine, die ich für rund Fr. 30.– eingekauft hatte, plötzlich mehr als den zehnfachen Wert aufwiesen, und neue Jahrgänge weit über meinen finanziellen Möglickeiten kosteten, wollte ich vor etwa 10 Jahren einige Flaschen verkaufen. Während für den 90er „La Chapelle“ von Jaboulet ein Phantasiepreis bezahlt wurde, wollte der renommierte Ankäufer von Chapoutiers „Monier de la Sizeranne“ des gleichen Jahres schon gar nichts wissen. So lagerte diese Flasche eben weiterhin in meinem Keller, und jedes Mal, wenn ich mit dem Gedanken spielte ihn zu öffnen, verwarf ich die Idee, weil ich eine Enttäuschung erwartete.

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Wunderschöne Landschaft, herrlicher Wein: Der Hermitagehügel über der Rhone, von unten und von oben. (Bilder vl, 1991)

Die qualitative Wiedergeburt des Hauses Chapoutier

Gerade im Jahr 1990 sollte aber auch in der langen Geschichte des Hauses Chapoutier (es wurde schon 1808 gegründet) ein neues, erfolgreiches Kapitel aufgeschlagen werden. Michel Chapoutier übernahm die Leitung von seinem Vater Max, und der Sohn war sich bewusst, dass sein Unternehmen nur mit Qualitätsarbeit eine Zukunft hat. Vor allem aber stellte er nach und nach auf biodynamische Produktion um. Heute geniesst das Haus Chapoutier zu recht wieder einen hervorragenden Ruf, und ich bin sicher, dass ein Raritätenhändler in 15 Jahren noch so gerne einen „Monier de la Sizeranne“ aus der aktuellen Zeit aufkaufen würde.

Und trotzdem: auch der 1990er war phänomenal gut

hermitag-chapoutirKürzlich obsiegte dann doch die Neugierde in Bezug auf den Zustand des Jahrgangs 1990. Schon die ersten Aromen in der Nase zeigten, dass der Wein sicher noch trinkbar war. Vorherrschend waren Liebstöckel und Thymian. Auch ein erster Schluck überzeugte, ein zwar eher filigraner Wein, aber noch jung wirkend, mit präsenten Tanninen und vor allem auch Säure. Auch die Farbe war noch erstaunlich jugendlich.

Nach etwa einer Stunde Luftkontakt hatte sich der Wein verändert, als wäre er ein Chamäleon. Nun duftete er auch wie ein junger Wein, und zwar eher wie ein Pinot als wie ein Syrah: helle Beeren und Anflug von Waldpilzen. Das Trinken des Weines war ein Hochgenuss, auch im Mund war er runder und ausgewogener geworden – einfach phänomenal gut! Und der Beweis, dass Chapoutier auch in den eher mageren Jahren sehr guten Wein machen konnte.

Das Finale folgte aber erst noch: Ich liess ganz bewusst etwas von dem Wein stehen und probierte ihn andertags nochmals: Erneut hatte er sich total verändert, jetzt überwogen dunkle Beerenaromen, Cassis und Lakritze. Vor allem aber war der Wein noch immer voll präsent und genussvoll zu trinken. Ich bin überzeugt, dass er auch in nochmals 10 Jahren noch Freude machen würde.

Also, liebe Raritätenhändler, wenn euch jemand eine solche Flasche anbietet: zugreifen! (Oder vielleicht auch besser nicht – der verhinderte Verkäufer soll ihn ruhig selber trinken, das macht richtig Spass!)

https://www.chapoutier.com/

https://www.delinat.com/chapoutier.html

http://www.jaboulet.com/Website/site/fra_prehome.htm

http://hermite.fr/domaine-jean-louis-chave/

http://www.marcsorrel.fr/

http://www.ferraton.fr/

Und hier noch der erwähnte Händler, ihn habe ich als sehr offen und fair erlebt:

http://www.cavebb.ch/de/