Magischer Abschluss für Daniel Huber mit einem Merlot der Weltspitze!

Montagna Magica 2015: Ein magischer Traumwein zum Abschluss einer ebenso magischen Winzerkarriere. Daniel Huber gelingt mit dem letzten Jahrgang unter seiner Verantwortung nochmals ein ganz grosser Wurf!

In der Vinum-Ausgabe 7/8 des Jahres 1986 schrieb der damals wie heute wohl profundeste Kenner der Tessiner Weinszene, Martin Kilchmann, prophetische Worte: „Er liebäugelt auch mit der Barrique, doch überstürzt wird nichts. Die Entwicklung (hin zur Spitze) vollzieht sich bei ihm allmählich, doch wohl unaufhaltsam“.
Die Rede war von Daniel Huber, der damals eben seine beiden ersten Jahrgänge Merlot del Ticino gekeltert hatte (den ersten noch im Keller von Werner Stucky). Huber, Forstingenieur mit ETH-Abschluss, hatte in den Jahren zuvor in Monteggio, im äussersten Zipfel des Malcantone, überhalb des Flüsschens Tresa an der italienischen Grenze, den Hang des „Ronco del Persico“ gerodet und auf 2,6 Hektar Reben gepflanzt. Heute ist der Betrieb rund 7 Hektar gross, und inzwischen hat auch ein Generationenwechsel stattgefunden – seit dem Jahrgang 2016 zeichnet Sohn Jonas für die qualitativ unverändert hochklassigen Weine verantwortlich.

Martin Kilchmann sollte recht behalten: Daniel Huber schaffte es wirklich bis ganz an die Spitze. Schon 1988 belegte eine Riserva von Huber an einer Welt-Merlot-Degustation den zweiten Platz – ex aequo mit Château Pétrus! Dabei wurde der Spitzenwein des Gutes, der „Montagna Magica“, damals noch gar nicht produziert. Diesen Wein gibt es seit 1990, und verwendet werden dafür die jeweils besten Trauben des ganzen Gutes. Ein Anteil Cabernet Franc rundet den Merlot ab – das Libournais lässt grüssen.

Jedes Jahr eine Etikette eines/einer anderen Kunstschaffenden. Auch das erinnert an einen Spitzenwein aus Bordeaux!

Obwohl Daniel Huber nicht völlig in Pension geht, sondern seinem Sohn Jonas im Betrieb erhalten bleibt, war 2015 also der letzte Jahrgang, für den er „verantwortlich“ zeichnete. Was für ein Finale:
Fruchtbetone Nase mit Anflügen von Heidelbeeren, Brombeeren und Thymian; unglaublich finessenreich und elegant, sehr feine, aber präsente Tannine, gute Säure, enorm langer Abgang. Ein Traum von einem Wein für alle, welche Finesse und Frische mögen und mit „Fruchtbomben“ nicht so viel anfangen können.

Besser kann man einen Merlot (mit etwas Cabernet Franc) im Tessin kaum herstellen, höchstens noch anders. Und nur zu gerne würde ich diesen Wein in einer neuen „Welt-Merlot-Degustation“ sehen. Ich bin überzeugt, dass er es ganz an die Spitze schaffen würde. Mit Fr. 52.00 ist der Wein alles andere als billig – aber verglichen mit seinen hochklassigen – eben nicht Vor-, sondern Ebenbildern aus St. Emilion oder Pomerol, ist er immer noch preiswert.

Schöner als mit einem solchen Wein kann man eigentlich als Weinkreateur nicht abtreten! Daniel Huber: Ein rodenden „Krampfer“ und gleichzeitig ein feinfühliger, genialer Weinmacher, was für eine schöne Geschichte. Und noch schöner, dass sein Sohn augenscheinlich mehr als nur in seine Fussstapfen tritt.

Lassen Sie mich etwas euphorisch mit einem Zitat aus Martin Kilchmanns Buch „Merlot del Ticino“ aus dem Jahr 1989 enden:
„Meine Bitte um eine Selbsteinschätzung hat er bezeichnenderweise wie folgt erwidert: <Mein eigentliches Interesse gehört nicht dem Wein, sondern der Verfassung (körperlich, geistig, seelisch). Wenn die stimmt, kann der Wein nicht anders als gut herauskommen>“.
Augenscheinlich hat seine Verfassung hervorragend gepasst und uns einen mehr als nur würdevollen Abschied Daniel Huber’s geschenkt!

http://www.hubervini.ch

Matin Kilchmann’s Buch „Merlot del Ticino“ ist mit etwas googlen noch erhältlich und auch heute noch lesenwert:
ISBN-13: 978-3275009701