Sagenhafter Pinot noir von der Loire!

Ein Pinot noir, der aber gar nicht so heisst und der auch nicht aus Sancerre stammt, sondern rund 400 Kilometer flussabwärts bei der Stadt Nantes wächst. Und ein Wein, dessen Geschichte sagenumwoben ist, genau wie die Eiche, in der er ausgebaut wird!

Eigentlich heisst die Rebsorte ja Berligou. Diese galt lange als eigentständige Rebe, doch zeigten die heute möglichen Analysen, dass es sich um einen speziellen Pinot noir-Klon handelt. Der Sage nach soll die Übergabe der Pinot-Reben ein Geschenk des burgundischen Herzogs Karl der Kühne an die bretonischen Herzöge gewesen sein. Der Anbau des Berligou muss also auf die Zeit vor 1477 zurückgehen. Er soll am Hof sehr geschätzt worden sein, verschwand dann aber vom Bild der Loire-Rebsorten, bis er vor rund 100 Jahren wiederentdeckt wurde. Eine kleine Renaissance erlebt die Sorte aber erst in unserer Zeit.

Die Loire, der letzte Wildfluss Mitteleuropas. Hinter jeder Biegung wartet die nächste Überraschung – auch beim Wein!

Das Eichenfass von König Arthur und dem Zauberer Merlin

2011 pflanzte die Domaine Poiron-Dabin die Berligou-Reben. Inzwischen findet sich der Saft dieser wiederentdeckten Sorte in vier verschiedenen Weinen, einem Schaumwein, einem Rosé, einer Assemblage und dem reinsortigen Roten Berligou „Le Rouge des Ducs de Bretagne“. Dieser wird ein Jahr in Barriques ausgebaut – und jetzt wird es erst richtig sagenumwoben: Das Eichenholz für diese Fässer stammt nämlich aus dem Forêt de Brocéliande, diesem bretonischen Wald, der Schauplatz der mittelalterlichen Sage um König Arthur, Zauberer Merlin, Fee Viviane und Ritter Lancelot sein soll.

15 verschiedene Rebsorten in der Muscadet-Hochburg!

Der Wein ist aber nicht einfach nur der Sagen wegen spannend – er ist auch richtig gut! Erstaunlich, dass an der unteren Loire ein so feiner Pinot gedeihen kann. Eigentlich ist das Gebiet ja vor allem für den Muscadet bekannt, und die Domaine Poiron-Dabin bietet auch mehrere Weine dieser unterschätzten Sorte an. Allerdings hat man sehr diversifiziert, es werden 15 verschiedene Sorten angepflanzt, unter anderem auch Malbec, den man ja auch nicht gerade an der Loire suchen würde!

Die Geschichte der in Château-Thébaud nahe der Stadt Nantes gelegenen Domaine geht auf das Jahr 1858 zurück. Der heutige Name des Gutes entstand im Jahr 1962, als Jean Poiron Thérèse Dabin heiratete. Das Paar vergrösserte die Rebfläche durch mehrere Zukäufe und legte damit die Basis für das heute rund 70 Hektar umfassende Weingut, welches von den beiden Söhnen Laurent und Jean-Michel nach den Prinzipien des Labels HVE (Haute Valeure Environnemental) geführt wird.

Degustationsnotiz

Berligou 2019, Le Rouge des Ducs de Bretagne, Poiron-Dabin

Mittleres Rubin; fruchtige Nase, Erdbeeren, Himbeeren, auch Anflüge von schwarzen Beeren und etwas Kaffee; im Mund mit schöner Säure und feinen, aber eher zurückhaltenden Tanninen, rund und „saftig“, fruchtbetont, Holzausbau ist kaum merklich, mittlerer Abgang. Spannender, sehr schöner und auch bezahlbarer Pinot (sorry: Berligou). 17 Punkte.

Domaine Poiron Dabin – muscadet – pinot gris – gros plant – vins du pays nantais – vins de loire (poiron-dabin.com)

Bezugsquelle Schweiz (Jahrgang 2020)
Berligou, Le Rouge des Ducs de Bretagne 2020 – Divo


Interessennachweis: Der Wein wurde im Weinhandel gekauft.
Kleines, schönes Detail: Der Berligou steckte als Einzelflasche in einem Degustationskarton und stand dann lange in meinem Keller herum. Ich wusste nicht einmal mehr, wo ich ihn gekauft hatte, das musste ich zuerst wieder recherchieren. Irgendwann wollte ich ihn probieren und war begeistert. Das sind tolle Erlebnisse!

Das Familienweingut Poiron-Dabin: Traditionen, Raritäten und Entdeckungen – Weinerlebnisse in der Region Loire (an-den-vier-enden-der-welt.de)

Laurent-Perrier und die Kunst der Assemblage: Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile.

Einen grossen Champagner kann man ohne Weiteres als Kunstwerk bezeichnen. Die Assemblage von Weinen aus verschiedenen Lagen und mehreren Jahrgängen erbringt ein Spektrum, welches ein einzelner Wein kaum je erreichen kann. Bei Laurent-Perrier ist dieses Prinzip Philosophie.

Laurent-Perrier ist das Paradebeispiel dafür, dass sich Grösse und Qualität nicht ausschliessen müssen. Das Unternehmen gehört mit jährlich rund sieben Millionen Litern produzierten Champagners zu den grösseren (wenn auch nicht grössten) Firmen, schafft es aber, vom Einstiegswein bis zur Prestigecuvée herausragende Qualität abzuliefern – und das Ganze auch noch zu (für Champagnerverhältnisse) vernünftigen Preisen.

Der Eingang zum Champagner-Paradies: Laurent-Perrier in Tours-sur-Marne. Hinter der Fassade verstecken sich rund 9 Kilometer Kellerräumlichkeiten!

Ein Mann von enormer Schaffenskraft und Charisma

Sucht man nach den Gründen, stösst man schnell auf den Namen Bernard de Nonancourt. Laurent-Perrier wurde zwar schon 1812 gegründet (und firmiert seit 1887 unter diesem Namen) und war durchaus erfolgreich. Nach einer finanziellen Baisse im ersten und den dunklen Wolken des heraufziehenden zweiten Weltkrieges entschied sich die Familie Laurent, den Betrieb an die Familie de Nonancourt zu verkaufen. 1949 übernahm Bernard de Nonancourt im Alter von nur 28 Jahren die Firmenleitung und brachte das Haus zu heutigem Glanz. Zuvor hatte er allerdings eine harte Schule zu durchlaufen, denn seine Mutter bestand darauf, dass er alle Bereiche des Unternehmens kennenlernt, und so war er der wohl einzige Leiter eines grösseren Champagnerhauses, der auch die Arbeit in den Reben, im Keller und in der Verwaltung aus eigener Erfahrung kannte. Aber vermutlich war das gar nicht hart im Vergleich zu den Kriegsjahren; er hatte sich früh der Résistance angeschlossen und dabei seinen Bruder verloren.

Frische und Eleganz über alles

Während rund 50 Jahren leitete Bernard de Nonancourt die Geschicke von Laurent-Perrier. Sein Credo war, dass der Name für Frische, Eleganz und Reinheit steht. Es ist sicher auch kein Zufall, dass auch der begnadete Kellermeister (und Künstler der Assemblage) des Hauses, Michel Fauconnet, während 40 Jahren für Laurent-Perrier arbeitete (er begann einst als Praktikant!). Fauconnet wird übrigens in diesen Tagen altershalber als Kellermeister durch Maximilien Bernardeau abgelöst, welcher schon seit anfangs Jahr in den Betrieb eingeführt wurde. Der 2010 verstorbene Bernard de Nonancourt hatte auch seine eigene Nachfolge rechtzeitig geregelt, heute ist die Familie durch seine beiden Töchter Alexandra Pereyre de Nonancourt und Stéphanie Meneux de Nonancourt, welche schon seit 1987 bzw. 1995 in der Firma tätig sind, im Vorstand vertreten.

Neckisches Detail im Hof der Domaine: Wer wollte da schon Wasser trinken?

Die Kunst der Assemblage – das „Kunst“ steht hier zurecht.

Die klare Philosophie des Hauses lautet aber auch, dass eine durchdachte Assemblage die besten Weine hervorbringt. Kein einzelner Champagner aus einer bestimmten Lage und einem einzigen Jahrgang, so die Prämisse von Laurent-Perrier, kann jemals so gut sein wie eine Zusammensetzung der besten Weine aus den besten bzw. passenden Jahrgängen. Und wenn man, wie Laurent-Perrier, die Grundweine aus den einzelnen Lagen separat vinifiziert, dann ergibt das riesige Möglichkeiten, einen Wein zu komponieren. Tausende von Lagen aus eigenen Reben und solchen von rund 900 Vertragswinzern, zwei bzw. drei verschiedene Rebsorten und dutzende von Jahrgängen – die denkbaren Varianten sind fast unendlich. Und mit viel Erfahrung und ebensovielen Versuchen bei der Zusammensetzung ergibt sich dann ein Spitzenchampagner.

Mag der aktuelle Hype um Winzerchampagner noch so gerechtfertigt sein, es leuchtet ein, dass eine – perfekte – Assemblage letztlich mehr ist, als die Natur allein je hervorbringen kann. Assemblierte Weine werden mit menschlichem Zutun zu einer Art Gesamtkunstwerk oder, wie Laurent-Perrier es formuliert, „dem perfekten Ausdruck menschlicher Schaffenskraft und den Gegebenheiten der Natur“.

Die Champagne, auch landschaftlich reizvoll. Hier der Ausblick ins Tal der Marne von Mutigny aus, einem Nachbardorf von Tours-sur-Marne, dem Sitz von Laurent-Perrier.

Auch wenn ich persönlich in Sachen Wein eher ein Purist bin, dieser Argumentation kann man ohne Weiteres folgen. Und spätestens wenn man die grossartige Assemblage des Grand Ciècle des Hauses im Glas hat, dann ist auch der Beweis zu dieser These angetreten!

Und ganz am Rand: Das Haus Laurent-Perrier ist sich auch der Umweltproblematik bewusst. Seit 2018 besitzt die Domaine deshalb für alle Parzellen das Label Viticulture Durable en Champagne“ (VDC) und die Zertifizierung „Haute Valeur Environnementale“ (HVE).

Degustationsnotizen:

Laurent-Perrier, Blanc de Blancs Brut Nature
Helles Gelb; Duft nach Zitrus und frischer Brotrinde; beim Einschenken stark moussierend, im Mund aber mit sehr feiner Perlage, knochentrocken mit toller, angepasster Säure, sehr elegant, aber auch druckvoll. „Fordernder“, aber toller Wein. 17 Punkte.

Laurent-Perrier, Cuvée Rosé
100 % Pinot noir, die Farbe erhält der Wein durch 48-72 Stunden Maischegärung (und nicht, wie beim Rosé mehrheitlich üblich, durch Zugabe von Rotwein).
Schönes Lachsrot; in der Nase klare, saubere Frucht (Johannisbeere, Himbeere), ganz leichter, schöner Hefton; im Mund rund, schön stützende Säure, elegant, leichte Dosage sehr gut eingebunden. Süffig! 16 Punkte.

Laurent-Perrier, Ultra Brut
Mittleres Gelb; Duft nach weissem Pfirsich, Brotrinde, floraler Touch; prägnante Säure, der Wein entwickelt sich im Mund von zuerst etwas „angriffig“ hin zu füllig und rund. Vielleicht nicht jedermanns Sache, für mich ein ganz toller Wein und idealer Essensbegleiter. 17 Punkte.

Laurent-Perrier, Millésime 2012
Hier wird sich Laurent-Perrier, Meister der Assemblage, quasi selbst untreu und bringt einen Spitzenchampagner aus einem einzigen Jahrgang. Fazit: Es lohnt sich!
Helles Strohgelb; sehr feiner Hefeton, grüner Apfel, Zitrus, salzig, etwas Brot; im Mund wunderbar elegant und fruchtig, Anflug von Gebäck, Dosage (9g RZ) perfekt eingebunden und fast nicht spürbar, rund, mit sehr langem Nachhall. Toller Wein mit – für Champagnerverhältnisse – sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis (ca. CHF 70.00). 18 Punkte.

Laurent-Perrier, Grand Siècle, Itération No. 25
Mittleres Gelb; sehr finessenreiche Nase mit viel Frucht, grünen Tönen und frischer Brotrinde; im Mund wundervoll feine, kaum spürbare Perlage, schöne, angepasste Säure, Dosage (7 g RZ) nur ganz ansatzweise spürbar, enorm elegant und finessenreich, vielschichtig, fast nicht endender Abgang. Kein „lauter“, sondern ein eher zurückhaltender Wein, der aber in seiner Gesamtheit total überzeugend auftritt. Schlicht grossartig! 19 Punkte.

(Das ist die höchste Punktezahl, die ich in meinem Blog bisher vergeben habe – es ist allerdings auch mit Abstand der teuerste Wein, den ich je beschrieben habe, ca. CHF 180.00. Aber im Vergleich mit anderen Nobelchampagnern ist er geradezu noch „bezahlbar“).


Ein kleiner Ausflug in die wirtschaftliche Seite – und etwas Werbung für das Wirtschaftsportal Muula

Das Haus Laurent-Perrier, welches heute eine Unternehmensgruppe darstellt, zu der u.a. auch Namen wie Salon, Delamotte und de Castellane gehören, wird von der Familie de Nonancourt kontrolliert, ist aber an der Börse kotiert. Ganz offensichtlich gehört das Unternehmen auch in Bezug auf die wirtschaftliche Seite und die Offenheit zu den Vorbildern. Mehr dazu mit folgendem Link bei Muula:

Aufstieg in die Königsklasse der Champagner – muula.ch

Bei dieser Gelegenheit ein klein wenig Werbung für Muula, weil ich das Portal einfach toll finde: Es ist ein junges, engagiertes, manchmal rotzfreches, aber immer hervorragend recherchiertes und faires Wirtschaftsnews-Portal, das sich auch Themen annimmt, von welchen man andernorts die Hände lässt. Absolut lesenswert – und kostenfrei.


Links:

Zur Domaine:
Champagne Laurent-Perrier

Zum Label Haute Valeur Environnementale:

La Haute Valeur Environnementale – HVE – Haute Valeur Environnementale (hve-asso.com)

Zu Vinum (allgemeiner Einstieg):
VINUM – Magazin für Weinkultur | vinum.eu


Interessennachweis:

Die Degustation fand auf Einladung von Vinum in Zürich unter der äusserst fachkundigen und didaktisch hervorragenden Leitung von Vinum-Redakteurin Claudia Stern statt.
Zu Muula besteht keine Verbindung, ausser, dass ich den Chef einst an einer Degustation kennen- und schätzengelernt habe.

Gute Bordeaux sind billig!

Im Schatten der völlig verrückten Preis-Exzesse der bekanntesten Bordeaux-Güter gibt es eine Vielzahl von Châteaux, die hervorragenden Wein zu vernünftigen Preisen anbieten. Eine Probe auf’s Exempel mit einem Wein in der ersten Trinkreife.

Mir ist natürlich klar, dass man den Titel zu diesem Beitrag angesichts der verrückten Preise der ganz grossen Namen im Bordelais als provokativ empfinden kann. Aber bezogen auf weniger bekannte Güter mit hervorragender Qualität stimmt er eben auch! Denn abseits der Weine mit Kosten im teils hohen 3-stelligen Bereich (was meines Erachtens durch nichts ausser durch die freie Marktwirtschaft zu rechtfertigen ist), gibt es eine Vielzahl von hervorragenden Gewächsen, die man noch bezahlen kann. Und nicht nur das: Ich behaupte, dass solche Betriebe, die mit akribischer Arbeit tolle Weine zu bezahlbaren Preisen hervorbringen, in Bezug auf das Preis-/Leistungsverhältnis fast unschlagbar sind (ich habe dieses Unwort hier verwendet, weil es weltweit selten so stimmt wie im Bordelais).

Reblandschaft im Médoc (Symbolbild, es zeigt nicht die Reben von du Retout).

„Nur“ Haut Médoc? Warum „nur“?

Château du Retout zum Beispiel. Klar, das tönt nicht gerade vertraut und das „Rothschild“ fehlt auch im Namen. Und es handelt sich auch „nur“ um einen Cru Bourgeois und einen „Haut-Médoc“.

Zwischen Margaux und St. Julien gibt es diesen Streifen Rebland, der als Haut-Médoc klassiert ist. Etwa auf halbem Weg, kurz hinter dem Weiler Lamarque, befindet sich das Château du Retout. Das Weingut umfasst rund 34 Hektar und arbeitet nach den Richtlinien des Labels „haut valeur environnemental“, verwendet weder Insektizide noch Herbizide, dafür ausschliesslich natürliche Düngemittel.

Château du Retout entstand in den 1950er-Jahren, als die Familie Kopp drei heruntergekommene Güter aufkaufte (davon zwei, die schon damals den Cru-Bourgeois-Status hatten), zusammenlegte und wieder auf Vordermann brachte. Die Qualität, die heute von diesem Gut abgeliefert wird, ist meiner Meinung nach hervorragend. Wenn man dann noch den Preis (aktuell, d.h. 2020 ca. CHF 18.50) in Betracht zieht, dann muss man wirklich ziehen, nämlich den Hut! Château du Retout liefert damit auch den besten Beweis für meine eingangs aufgestellte Behauptung, die Preise der renommierten Güter sei durch nichts als die freie Marktwirtschaft zu rechtfertigen.

Gemäss Heiner Lobenberg und – deckungsgleich – der Schweizerischen Weinzeitung, erinnert du Retout an Grand Puy Lacoste und du Tertre. Als GPL-Fan (auch der ist inzwischen zu teuer, aber verglichen mit anderen immerhin noch einigermassen anständig) halte ich diesen Vergleich für werblich übertrieben bzw. fragwürdig (man darf mir gerne in einer Blinddegustation das Gegenteil beweisen). Tatsache ist aber, dass der du Retout ein grandioser Bordeaux von sehr hoher Qualität und herrlichem Trinkvergnügen ist. Das allerdings nur, wenn man ihm Zeit lässt, er braucht meiner Erfahrung nach mindestens 10 Jahre oder noch länger, um in Hochform zu kommen (was man ja wiederum durchaus als Qualitätsmerkmal ansehen kann).

Ich habe zwei trinkreife Jahrgänge aus dem Keller geholt und degustiert. Das sind einfach wundervolle Weine und machen auf sehr, sehr hohem Niveau uneingeschränkt grossen Spass. Ich habe die Weine damals in Subskription für rund CHF 16.00 gekauft – der beste Beweis dafür, dass der Titel zu diesem Beitrag stimmt! Gute Bordeaux können auch heute noch in Relation zum Preis geradezu billig sein!

Degustationsnotizen

Château du Retout, Haut Médoc, 2009
Dunkles, fast undurchdringliches Purpur; vielschichtige Nase; Brombeer, Cassis, Lebkuchen, rote reife Peperoni, Leder, Tabak; im Mund druckvoll, dichter Körper, viel Tannin, das sich aber jetzt schon gut einfügt, schöne, gerade für einen Wein aus diesem Jahr bemerkenswerte Säure, feine Frucht“süsse“, fast etwas opulent, noch etwas holzbetont im langen Abgang. Sehr schöner, runder und kräftiger Wein! 17,5 Punkte.

Château du Retout, Haut Médoc, 2010
Dunkles, dichtes Purpur; schwarze Kirschen, Wacholder, Leder, leichte grüne Peperoninote, die aber nicht unreif wirkt; elegante Struktur, vollgepackt mit ganz viel, aber feinem Tannin, etwas trocknend, passende Säure, langer Abgang. Klassischer, schöner Wein, fast noch zu jung zum Trinken. 17 Punkte.

Wie hier abgebildet, gibt es auch einen weissen du Retout. Auch dieser ist überzeugend, und vielleicht ist er der verrückteste weisse Wein aus Bordeaux. Er besteht nämlich aus Rebsorten, die sonst hier nicht vorkommen: Gros Manseng, Sauvignon gris, Savagnin und Mondeuse blanche! Der Wein ist deshalb auch nur ein „Vin de France“, aber was für einer:

Château du Retout blanc, Vin de France, 2018
Eher dunkles Gelb; vielschichtige, sehr fruchtige Nase (weisser Pfirsich, Birne, weisse Pflaume, Mango), dazu auch florale Töne und eine feine Nuance Holz; im Mund sehr frisch, wirkt, als wäre er erst einjährig, schöne, stützende Säure, dichter Körper, langer Abgang. Herrlicher, frischer und gehaltvoller Wein. 16,5 Punkte.

https://www.chateau-du-retout.com/de/chateau-du-retout

Der qualitative Höhenflug von du Retout scheint sich übrigens fortzusetzen. Adrian van Velsen hat den 2022er in seinem Blog soeben mit 92-94 Punkten ausgezeichnet und geschrieben „spielt eine Klasse über seiner Liga“. Hoffen wir, dass die Preise dennoch vernünftig bleiben! Träumen ist ja erlaubt.

Bordeaux 2022: Veilchen und Paradoxe. – vvWine


Interessennachweis:
Alle Weine wurden im Weinhandel gekauft.