Castello Syngenta.

Weinmarketing ist so eine Sache. Die Cantina Mascarello in La Morra wirbt mit Syngenta. Ein klein wenig Polemik dazu von mir.
Dafür im zweiten Teil des Beitrags ein Hinweis auf einen schönen Taurasi, für den der Direktvertrieb aber bereits wieder aufgegeben wurde.

Mascarello aus dem Piemont, da denkt man automatisch an teure Weine bester Qualität und somit an Guiseppe oder Bartolo. Es gibt aber auch noch den Produzenten Mascarello Michele & Figli, bei dem ich vor einiger Zeit einen Probekarton gekauft habe. Seither bin ich auf dem E-Mail-Verteiler des Unternehmens, und da erreichte mich diese Woche eine spezielle Nachricht:

Dear Customer,
Mascarello today with Syngenta, in the continuous search for ever superior quality of wines.
On a path towards regenerative agriculture.
In the video, Fabio Mascarello receives Syngenta Marketing Manager Francesco Scrano in our historic cellar in La Morra to learn about the Syngenta offer for the year 2024.

Nachhaltigkeit – mehr als ein Schlagwort?

Nun kann man von Syngenta halten was man will. Tatsächlich gibt es z.B. die schon vor 20 Jahren noch von Novartis gegründete „Syngenta Foundation for Sustainable Agriculture“, welche sich eine nachhaltige Landwirtschaft zum Ziel gesetzt hat. Auch verpflichtete sich Syngenta ausdrücklich den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Quelle: Wikipedia). Und zumindest gefühlsmässig bekommt man beim Einlesen und dem Studium verschiedener Quellen tatsächlich den Eindruck, als hätte Syngenta gemerkt, dass Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nicht nur eine Worthülse sein darf, sondern langfristig den eigenen Unternehmenserfolg sichert.

Werbung für chinesischen Staatskonzern.

Bloss: Gerade als Sympathieträger dürfte der Konzern trotzdem kaum dienen, zumal das ursprünglich schweizerische Unternehmen im Jahr 2017 an den chinesischen Staatskonzern Chem China (heute Sinochem) verscherbelt wurde. Kann man damit Werbung für seine Weine machen?

Kann man – ob erfolgreich oder nicht, bleibe dahingestellt! Zumal das Filmchen selbst eher etwas peinlich anmutet. Wenn der Syngenta-Mann seine Produkte vorstellt, wirkt das Ganze fast wie Realsatire – selbst dann, wenn er biologische Mittel vorstellt.

Quintessenz: Ein (eher schlecht gemachter, da durchschaubarer) Werbefilm für Syngenta, aber sicher nicht für Mascarello. Hoffentlich gibt Syngenta wenigstens Sonderkonditionen.

Solide Qualität – aber nicht mehr.

Warum ich überhaupt auf dieses Mascarello-Weingut gekommen bin? Ich wurde angefragt, ob man mir eine Flasche Nebbiolo oder Barbera zur unverbindlichen Probe zustellen dürfe? Ich habe dann den Spiess quasi umgedreht, und käuflich gleich sieben verschiedene Weine bestellt. Berichtet habe ich aber nie darüber. Sie haben einfach meine Kriterien nicht erfüllt, um sie zu empfehlen. Schlecht war zwar keiner, durchaus solide Qualität – aber einfach zu wenig, um mich wirklich zu begeistern.

Marketingmässig spannend war immerhin der Vertriebsweg, der Probekarton wurde mir fertig verzollt direkt von der Cantina frei Haus geliefert. Wer allerdings heute aus der Schweiz bestellen will, wird auf den Importeur Wolfox umgeleitet.


Direktmarkting in die Schweiz scheint steinig.

Es mag Zufall sein, aber möglicherweise ist der Direktvermarktungsweg aus der EU in die Schweiz trotz höherer Wertschöpfung doch ein zu steiniger Weg. Eine fast identische Geschichte erlebte ich vor drei Jahren mit Weinen des Gutes „palma vini“ aus Kampanien. Amodio Palma schrieb mich an; er wohnte in der Schweiz und importierte die Weine damals auch direkt. Inzwischen ist die Homepage aber abgeschaltet, dafür finden sich die Palma-Weine jetzt im Handel.

Ein toller Taurasi von Palma Vini

Ich habe auch darüber nie berichtet, allerdings weisen diese Weine – rot und weiss – ein beachtliches Niveau auf und insbesondere der Taurasi 2015 ist durchaus eine Empfehlung wert, weshalb ich das hier nachhole (Notiz aus 2021):

Taurasi 2015, DOCG, Vini Palma, Mugnano di Napoli

Mittleres Rubin; vielschichtige Nase mit fruchtigen (Kirsche, Brombeere) und floralen (Gylzinie) Noten; im Mund eher filigran, aber mit sehr feinen Tanninen und schöner Säure, für einen Wein aus dem Süden mit erstaunlicher Frische, kaum spürbarer Alkohol, langer Abgang. Sehr gelungener Aglianico! 17 Punkte.


http://www.mascarello.com

https://www.syngentafoundation.org

Zu „palma vini“ habe ich keine funktionierende Homepage gefunden. Bezugsquellen in Deutschland und der Schweiz sind aber im Netz zu finden. Und hier immerhin ein Link auf den Facebook-Account:
Facebook


Interessennachweis: Die Weine wurden auf dem beschriebenen Weg gekauft.

Ein Gedanke zu “Castello Syngenta.

  1. adrianvanvelsen

    Mutig oder naiv? Man kann zumindest das Thema Greenwashing in die Diskussion werfen… Danke Victor für diesen Beitrag.

    Leider kann ich keinen Kommentar auf dem Blog hinterlassen.

    Herzliche Grüsse Adrian

    Adrian van Velsen

    [X]

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    CH-5210 Windisch

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