Für einmal Käse statt Wein – oder besser: Käse und Wein

Man erlaube mir, dass ich für einmal einen Beitrag schreibe, der mit Wein nichts zu tun hat. „Unter dem Zaun durchfressen“ sagt man dem in der Schweiz, wenn jemand – und sei es eine Kuh, aus deren Milch Käse entsteht – die besten Kräuter ausserhalb des eingezäunten Gebietes (in meinem Fall des Weines) frisst.
Nichts zu tun? Das ist dann allerdings auch wieder falsch. Mein Beitrag handelt nämlich von Käse, und wie könnte man behaupten, Käse habe mit Wein nichts zu tun!
Aber der Reihe nach: Rolf Beeler, oft auch „Käse-Papst“ genannt, war mir zwar schon lange ein Begriff, und meine erste Begegnung vor vielen Jahren mit seinen Käsen in einem Luzerner Restaurant war eine Erleuchtung. Inzwischen freue ich mich an seinen Beiträgen auf Facebook, die so richtig Lust machen, erlesene Käse zu probieren.
Erstmals habe ich nun in Onlineshop von „maître fromager Rolf Beeler“ eine Bestellung aufgegeben, die gestern angekommen ist. Der Inhalt: einfach ganz grosse Klasse! Der „Greina Val Blenio Sélection Beeler“ etwa: ein Traum von einem Käse und so meilenweit entfernt von dem, was – auch als Alp- oder Bergkäse – in einem Grossverteiler erhältlich ist. Wenn man den ersten Bissen in den Mund nimmt, ist das Erlebnis nicht einmal so „explosiv“, aber beim Kauen zeigen sich vielfältige, tiefgründige Aromen – absolut vergleichbar mit einem Erlebnis bei einem vielschichtigen Wein!
Oder dann der „Alp Dräckloch“. Wer Marketing mit einem solchen Namen machen muss, braucht schon herausragende Qualität. Ich erinnere mich an eine Tour mit meinem Sohn in der „Silberen“ oberhalb des Muotathals, als ich auf der Karte erstmals diese Alp sah. Wie schrecklich! Später war ich im Spätherbst einmal auf dieser Alp – und fand, der Name sei eine Frechheit, denn es ist sehr, sehr schön da oben!

Der Käse jedenfalls ist grosse Klasse. Auch er ist nicht im ersten Moment aufdringlich, aber von unglaublicher Finesse, Aromatik und Länge (das tönt, als würde ich einen Wein besprechen, nicht?). Und spannend daran ist, dass er noch recht jung ist, was man an der Konsistent spürt, und trotzdem schon hoch aromatisch. Ein Meisterwerk!
Damit bin ich wieder beim Anfang: Käse hat so viele Parallelen zum Wein – Massenware ist langweilig, und nur qualitätsbewusste Produzenten bringen Produkte hervor, die berühren. So war es sicher zulässig, für einmal über Käse statt über Wein zu schreiben.
Ach ja: Zum „Greina Val Blenio“ würde ein guter Gigondas perfekt harmonieren, zum „Alp Dräckloch“ auch, aber hier wäre vielleicht ein fruchtiger Gamay aus dem Beaujolais oder noch besser aus dem Wallis fast noch besser! Sie sehen – Käse und Wein, das harmoniert!
Ich gestehe, immer dann vorsichtig bis misstrauisch zu sein, wenn man ein Gschiss um Leute macht. Im Raum Bern wird beim Käse wegen Jumi ein furchtbares Büro gemacht. Letzthin wurde in einer neuen Trendbeiz mit viel Trari-trara „Jumi-Butter“ gereicht. Geradezu dekadent geschmäcklerisch.
Und präsentierst auch Du, lieber Victor, einen „Käse-Papst“. Da Du beim Wein für meine Nase schon so viele grossartige Volltreffer erzielt hast, mache ich eine Ausnahme und werde den Beelerchäs probieren.
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„besser geht Käse vermutlich nicht“ Ich glaube schon… Hr. Beeler mag einer der besten Käsehändler oder Affineure sein. Aber die wahre Kunst ist Käse in hoher Qualität und Vielfalt selber herzustellen. Ob Jersey Blue, Hartkäse oder Schaf und Gitzikäse. Willi Schmid aus Lichtensteig http://www.willischmid.ch schafft es mit viel Leidenschaft, Können und Authentizität.
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Aber sorry, wer Weinliebhaber ist, kennt auch Rolf Beeler’s Käse. Beeler ist sicher zusammen mit Schmid aus Lichtensteig die absolute Spitze in Sachen Käse in der Schweiz und dazu noch ein grosser Weinkenner. Was da Victor präsentiert ist also bei der Person Beeler nichts neues, bei den erwähnten Käse aber sicher einen Kauf wert.
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