Wenn sich zwei Wein-Koryphäen zusammentun um einen Wein zu lancieren, dann dürfte man ja Grosses erwarten. Gut, der Preis von rund CHF 21.00 lässt die Erwartungen dann schon etwas dämpfen. Und nach dem Probieren bleibt das Fazit: Das Marketing ist top, der Wein … nein, nicht gerade flop, aber auch nicht „shop“.
Ich schreibe ja sehr selten negativ über Weine. Jedem Winzer kann einmal ein Missgeschick passieren, und da mag ich dann lieber den Schleier des Vergessens darüber legen. Mein Weinblog soll ja vor allem Spass am Wein vermitteln. Aber hin und wieder sticht mich das Teufelchen, vor allem, wenn uns das Marketing ein X für ein U verkaufen will. So etwas hat meines Erachtens in der Welt der Weinfreunde nichts verloren (naiv, ich weiss!).
Dirk Niepoort, der sympathische, umtriebige Tausendassa (u.a. Inhaber der renommierten Portweinfirma gleichen Namens) und Jan Schwarzenbach, einer von nur 4 „Master of Wine“ der Schweiz, haben zusammen einen Wein lanciert. Schwarzenbach arbeitet bei Coop (auch nachdem er seinen MW erworben hat ist er seinem Arbeitgeber treu geblieben), und so war es naheliegend, dass der Grossverteiler den Wein unter seiner Reihe „Cooperation Wine“ lanciert.
Niepoort/Schwarzenbach und Coop beherrschen offensichtlich das Marketing aufs Beste. Der Wein bekommt zusätzlich eine schöne Halskrause mit einem kleinen Prospekt. Dessen Inhalt ist zwar völlig nichtssagend (eben, wohl Marketing unserer Zeit), aber er gibt dem Produkt gleich nochmals einen höheren Anspruch. Ich bin mir sicher, dass viele Weinfreunde den Wein allein aufgrund des Marketings ganz einfach toll finden „müssen“.

Dass Niepoort selbst das Marketing beherrscht, beweist auch sein „Fabelhaft“. Bei diesem trockenen Wein mit deutschem Namen aus dem Douro-Tal soll es sich inzwischen um den meistverkauften Wein aus Portugal handeln.
Man darf den „Niepoort-Schwarzenbach-Cooperation“ durchaus als gut bezeichnen. Ich würde ihm 16 Punkte verteilen, was nach meinem Massstab tatsächlich „gut“ heisst. Aber er ist auch nicht mehr als das, gar etwas sehr harmlos, und letztlich ist man, angesichts der Erwartungshaltung die das Marketing geschürt hat, dann halt wirklich enttäuscht. Man kann den Wein kaufen und man kann ihn durchaus geniessen. Aber in dieser Preiskategorie gibt es hunderte von Weinen, die mehr Eindruck hinterlassen und Spass machen. Und man kann eigentlich auch gleich den deutlich günstigeren „Fabelhaft“ kaufen. Ich habe beide Weine des Jahrgangs 2016 nebeneinander degustiert, und die Ähnlichkeit ist frappant. Der Cooperation ist etwas dichter, dafür hat der Fabelhaft etwas mehr Säure – aber der Weintyp ist letztlich der gleiche!

Cooperation Niepoort/Schwarzenbach 2016:
Mittleres Rot; in der Nase helle Fruchtarmen, Nelken, schwarzer Pfeffer, Boskoop-Apfel; im Mund schlank, rund und durchaus harmonisch. Eher kurzer Abgang.
Auf der Coop-Homepage schreibt jemand zu diesem Wein in einem Kommentar: „… und dass MW Jan Schwarzenbach seinem selbst „gebrauten“ Wein 5 Sterne gibt, disqualifiziert ihn meines Erachtens als ernstzunehmenden Weinkritiker.“ Man kann sich der Kritik bezüglich der 5 Punkte absolut anschliessen (und immerhin anerkennend zur Kenntnis nehmen, dass der Kommentar nicht gelöscht wurde), allerdings nicht unbedingt in Bezug auf die Würdigung Schwarzenbach’s als Weinkritiker, sonst wäre er nicht MW. Aber hier tritt er halt vor allem als Verkäufer auf – eigentlich schade, dass er nichts Besseres zu bieten hat. Und dass Dirk Niepoort bessere Weine herstellt, steht ohnehin ausser Zweifel.