Je savais que c’était impossible … alors je l’ai fait!

dlc
„l’homme cheval“ – Dominique Léandre-Chevalier und sein Pferd (Bild: http://www.lhommecheval.com)

33’333 x 3 = das Maximum!

Quizfrage: Wie viele Stöcke Reben stehen in einem üblichen, modernen Weingarten? 5’000? Oder gar 7’000? Die Reben der Domaine Léandre-Chevalier (kurz: DLC) stehen viel dichter, rund 10’000 Stöcke pro Hektar. Das bedeutet, dass für den gleichen Ertrag pro Stock nur rund die Hälfte der Trauben am Stock hängen muss. Dichter setzen ist generell wieder aktuell geworden, und mit 10’000 Stöcken steht die DLR längst nicht mehr allein da. Aber Dominique Léandre-Chevalier setzte noch einen drauf: 33’333 Stöcke pro Hektar! Auf seiner Homepage wird man empfangen mit den im Titel zitierten Worten: „Ich wusste, dass es unmöglich war … also habe ich es gemacht“!

Das Weinhaus Gerstl machte es vor ein paar Monaten im Rahmen der Bordeaux-Arrivage möglich, den so gewonnenen Wein im Beisein von Dominique Léandre-Chevalier in der Schweiz zu probieren. Gegenübergestellt (und so auch zum Verkauf angeboten) wurden zwei sortenreine Merlots des Jahrgangs 2014, die unter völlig identischen Bedingungen gewachsen waren und vinifiziert wurden. Der einzige Unterschied: Im ersten Fall stammten die Trauben aus einer Pflanzung mit einer Dichte von 11’111 Stöcken, im zweiten mit 33’333 (mit nur noch etwa drei Trauben an jedem Stock). Die Degustation war ein Erlebnis: Während schon der 11’111 sehr überzeugte, zeigte sich der 33’333 schlicht umwerfend: Konzentrierte Aromen von dunklen Früchten, und im Mund fein und gleichzeitig unendlich kraftvoll, dicht und lang; eigentlich fast ein Wein zum Abbeissen! Für mich, selbst aus dem – freilich unterschätzten – Jahrgang 2014, einer der besten Merlots der Welt. Und vor allem ein Wein zum Meditieren.

Das Verrückte daran: Der 11’111 ist ebenfalls ein ganz toller Merlot auf Augenhöhe mit vielen höherpreisigen Weinen aus der gleichen Sorte. Aber neben dem 33’333 fällt er geradezu ab. Der Beweis scheint erbracht: Dicht pflanzen und dabei den Ertrag pro Stock reduzieren ist der Schlüssel zu grossen Weinen.

Noch ein paar Worte zum Weingut und dessen Inhaber: Letzterer scheint vor Kraft zu strotzen, und seine Ausstrahlung und Überzeugungskraft beeindruckten; bestimmt, engagiert und trotzdem bescheiden im Auftreten. Presse und Weinhandel pflegen gerne das Image des „homme cheval“, der seine Reben in Persona mit dem Pferd bewirtschaftet.

Auch er selbst wirbt auf diese Weise (vgl. Foto ganz oben), ist aber ehrlich genug, auf seiner Homepage darauf hinzuweisen, dass er durchaus auch moderne Technik und Fahrzeuge einsetzt, aber mit Augenmass und Erfindergeist. Das Sortiment der Domaine (AOC Blaye Côtes de Bordeaux) ist reichhaltig und umfasst auch weisse Weine. In der Schweiz und Deutschland erhältlich sind allerdings vom Normalsortiment in der Regel „nur“ der Le Joyau de Château le Queyroux und der 100% ProVocateur, ein sortenreiner Petit Verdot . Beide sind eine Entdeckung wert, auch – oder gerade – weil sie vom „falschen“ Ufer der Gironde stammen!

http://www.lhommecheval.com

Bezugsquelle Schweiz:
http://www.gerstl.ch

Bezugsquelle Deutschland:
http://www.gute-weine.de

pauillac
Welches ist die falsche Seite der Gironde? Die grossen Massen strömen ins Médoc (hier bei Pauillac). Dabei hat die andere, die „falsche“, Seite in der Nähe von Blaye Spannendes zu bieten. (Bild vl)

 

 

6 Gedanken zu “Je savais que c’était impossible … alors je l’ai fait!

  1. Feer Markus

    Lieber Viktor,
    Dein Blog ist so interessant wie gefährlich für mein zukünftiges Rentnerportemonnaie! Habe eben diverse Gerstlmuster zum Thema 11’111/33’333 reingezogen…. Genau, die ’neureichen Snobis‘ schlagen einfach zu, wenn die ausgebufften Profis, wie Parker, Ledermann & Co. empfehlen !
    Dein Blog ist nun jedenfalls Standardlektüre und ich werde versuche meine handwerklichen Weinbereitungskenntnisse im Weinberg zu erweitern.
    Gruss,Markus

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